Eine Crescentia-Messe von Richard Waldmüller Kaufbeuren (kpm). Man könnte ja auch das Übliche erwarten. Eine der großen, bei den Kirchgängern beliebten Messen von Mozart etwa. Aber nein, Richard Waldmüller wollte für den großen Pontifikal-Gottesdienst am Sonntagvormittag mit dem Bischof 'mal was anderes machen' und die ausgetretenen Wege verlassen. Bei der Wahl, auf Fremdes oder Eigenes zurückzugreifen, entschied sich der 58-jährige Chorregent von St. Martin für Letzteres. Und so setzte er sich hin und komponierte eine Crescentia-Messe, die am Wochenende Premiere hat.
Wer sie hört, wird sich wundern. In der Form ist die Messe traditionell gehalten: Kyrie, Gloria, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei. Auch die Sprache ist wohlbekannt: lateinisch. Hier hält sich Waldmüller an die alten Regeln (und die deutsche Sprache hält er zudem für zu spröde). Doch bei der Instrumentierung setzte er sich über das Althergebrachte hinweg. Auf Orgel und Orchester verzichtete er, stattdessen wird ein Saxofon erklingen. Und auch bei der Musik brach er mit den traditionellen, klassischen Satzregeln. Zu hören sein wird Modernes, zwar gemäßigt, aber doch mit einigen harmonischen Reibungen versehen.
Die seltene Kombination eines Chores mit einem Solosaxofon schaute sich Waldmüller beim Fernsehen ab, genauer gesagt bei der 'Space Night' im Bayerischen Fernsehen. 'Das wäre doch reizvoll', dachte er sich. Die ersten Proben haben ihn bestätigt: 'Es klingt vielversprechend.' Das Saxofon wird ein Profi blasen: Peter Seufert aus München, ein Neffe Waldmüllers, der beim Polizeiblasorchester spielt und auch in der Jazzszene kein Unbekannter ist.
Die ersten Gedanken zur Messe machte sich Waldmüller im Februar. Wie immer vor dem Komponieren griff er Geistesblitze auf, die ihm beispielsweise beim Spaziergehen oder Radfahren kommen. Dann ruhte das Ganze. Erst nach dem Tänzelfest hat er die Ideen wieder aufgegriffen. Erste Station beim Komponieren ist gewöhnlich der Schreibtisch. Dann setzt er sich ans Klavier oder ans Keyboard, um dem Werk den letzten Schliff zu geben. Ende August war die Messe fertig. Seither wird geprobt.
Inwieweit ist Crescentia in die Crescentia-Messe eingeflossen? 'Nicht unmittelbar', sagt Waldmüller. Aber weil sie gerne und der Legende nach auch sehr schön gesungen hat, schrieb Waldmüller ins Benedictus ein Solo für Sopran. Und hie und da seien auch musikalische Anleihen aus ihrer Zeit zu hören.
i Richard Waldmüllers Crescentia-Messe wird beim Pontifikal-Gottesdienst am Sonntagvormittag in St. Martin aufgeführt (Beginn: 9 Uhr). Quasi einen öffentlichen Test erfährt sie schon am Samstag, wenn der Gottesdienst vorab (speziell für das Fernsehen) 'geprobt' wird (Beginn: 17.30 Uhr).
Orgelmeditationen zur Mittagszeit in St. Martin
Kaufbeuren (az). Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Crescentia-Jubiläum finden in der kommenden Woche täglich zur Mittagszeit, genauer gesagt um 12.15 Uhr, Orgelmeditationen in der Pfarrkirche St. Martin statt. Die Organisten wechseln dabei. Am Montag übernimmt der Chorregent von St. Martin, Richard Waldmüller, dieses Amt, am Dienstag Alois Mayr (von der Pfarrei Hl. Familie), am Mittwoch Konrad Freiberger (St. Ulrich), am Donnerstag Franz Strauß (Peter und Paul) und am Freitag Bernd Schöttl (St. Georg, Buchloe).