Es waren viele, sehr viele Menschen, die sich am gestrigen Nachmittag von Alexander Moksel auf dem Buchloer Friedhof verabschieden wollten. Wie berichtet, war der Ehrenbürger und Gönner der Stadt Buchloe am vergangenen Donnerstag im Alter von 92 Jahren gestorben.
Neben zwei Dutzend Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine drückten rund 500 Trauernde und Freunde der Familie ihr Mitgefühl und ihre Verbundenheit aus.
"Tief eingebunden in die jüdische Tradition", habe ihr Vater seine Kindheit verbracht, sagte die jüngste seiner vier Töchter, Silvia Adani. Nachdem er in Buchloe nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Heimat gefunden und wieder geheiratet hatte, habe es im Elternhaus immer Platz gegeben für beide Traditionen, die christliche und die jüdische.
Ihr Vater, so Silvia Adani, habe "größte Toleranz und Achtung vor Gott, den Religionen und den Menschen" vorgelebt. Daher habe die Familie darauf verzichtet, sich für eine religiöse Zeremonie bei der Verabschiedung zu entscheiden.
Sie dankte den beiden Buchloer Pfarrern dennoch für deren Anwesenheit und überließ es Bürgermeister Josef Schweinberger, die Trauerrede für ihren Vater zu halten. Denn Schweinberger, sagte sie, sei ihrem Vater "wie ein eigener Sohn ans Herz gewachsen".
Der Bürgermeister zeigte sich denn auch "tief betroffen" vom Verlust seines "väterlichen Freundes". Er blickte zurück auf das Leben des Buchloer Ehrenbürgers - auch auf dessen schreckliche Erlebnisse, die er fünfeinhalb Jahre lang während des Zweiten Weltkriegs in einem Konzentrationslager durchstehen musste. "Dieser psychische Terror hat ihn ein Leben lang verfolgt", sagte Schweinberger.
Die Ausreisepapiere für Brasilien bereits in der Tasche, blieb er nach Kriegsende dennoch in Buchloe und begann damit, im alten Bräustadel des Gasthauses Post, Vieh zu schlachten. Bereits damals habe er viele Flüchtlingsfamilien mit Fleischpaketen unterstützt, erinnerte Schweinberger: "Sein Leben war getragen von Liebe im Herzen und Verantwortung für die Familie und für Freunde, für die Mitarbeiter und die Stadt."
Alexander Moksel habe das "höchste Gut", das Gebot der Nächstenliebe "ein Leben lang gelebt". Jeder habe bei ihm Unterstützung bekommen, er habe stets ein offenes Ohr gehabt. So wurde Alexander Moksel "der größte Förderer und Gönner unserer Stadt". Die ihm verliehene Ehrenbürgerwürde sei "nur ein kleines Zeichen des Dankes" gewesen, sagte der Bürgermeister.
Einige private Einblicke gewährte Tochter Alexandra Passolt. So sei ihrem Vater das wichtigste immer die Familie gewesen. Jede seiner Reden begann mit den Worten "ich bin kein großer Redner" - und immer wieder habe es dabei ein Pause gegeben, in der ihr Vater "zu Tränen gerührt" war. "Er hat uns gelehrt, Gefühle nicht zu scheuen", sagte die Tochter.
In den vergangenen Monaten habe ihr Vater "große psychische Anspannungen" verkraften müssen. Im Kreis der Familie und Freunde durfte er aber "versöhnt und erlöst" seine letzten Stunden verbringen.
Ein "großes Anliegen" sei es der Familie nun, "dass wir in seinem Sinne weitermachen", sagte Alexandra Passolt und zitierte ein Lebensmotto ihres Vaters: "Es ist wichtig und richtig zu helfen, wenn man helfen kann."
Seine letzte Ruhestätte findet Alexander Moksel nun im Grab der Familie seiner Frau Antonie. Davor sprachen zwei seiner Enkel das jüdische Totengebet, den Kaddisch. Neben den engsten Verwandten und Freunden zählten auch Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Springreiter Ludger Beerbaum und Focus-Herausgeber Helmut Markwort zu den Trauergästen.
Die Stadtkapelle gab anderem die russische Weise "schwarze Augen", eine Melodie die Alexander Moksel häufig summte, zum Besten; ein Klarinettist spielte am offenen Grab jüdische und andere Lieder.