Von Eva Büchele|BuchloeÄhnlich wie die Ware an der Supermarktkasse wird der Patient langsam über ein Förderband transportiert - in den aseptischen, also keimfreien Bereich des Krankenhauses St. Josef. Eine Schwester im grünen Kittel, mit Mundschutz und Häubchen, nimmt ihn auf der anderen Seite in Empfang. Doch das bekommt der Mann kaum noch mit. 'Von den Medikamenten ist er schon dösig. Damit er jetzt nicht nochmal aufstehen muss, gibt es die Schleuse', erklärt Chefarzt Dr. Stefan Härtel. Außerdem könnten mit dem Krankenbett Keime eingeschleppt werden - auch das gilt es zu verhindern.
Für das Personal führt der Weg in den Operationsbereich durch die Umkleidekabine. Hier schlüpft man in die bekannten grünen Anzüge und grüne Gummiclogs, die Haare verschwinden unter einem Häubchen. Dann heißt es Hände waschen und den Mundschutz nicht vergessen, schließlich muss alles absolut steril sein.
Der Patienten kommt derweil in den Vorbereitungsraum, wo ihn der Anästhesist in Narkose versetzt. Dann erst geht es in den 'teuersten Raum' des Krankenhauses. 'Eine OP-Stunde kostet um die 400 Euro', betont Uwe Krüger, Leitender OP-Pfleger in Buchloe.
Drei Operationssäle gibt es in St. Josef: den aseptischen und den hoch aseptischen, in dem Operationen an Knochen und Gelenken durchgeführt werden, die höchste Keimfreiheit voraussetzen - gerade wird dort zum Beispiel ein Schlüsselbeinbruch operiert. Der dritte Saal ist Notfällen vorbehalten.
Der aseptische Saal ist im Moment frei, was tagsüber selten vorkommt. 'Wir sind streng durchorganisiert', sagt Härtel. Ein gutes Zeitmanagement sei wichtig - nicht nur, um schwarze Zahlen zu schreiben, wie es das Buchloer Haus seit vier Jahren tue: 'Nur so bleibt auch genug Zeit für eine persönliche Betreuung der Patienten', betont Härtel, denn: 'Strukturierung entmenschlicht nicht, ganz im Gegenteil.'
Im OP-Saal, so erklärt der Chirurg weiter, werde der Patient samt Liege auf eine bewegliche Säule verfrachtet. 'Via Fernbedienung kann der Arzt ihn so in die passende Lage bringen.' Daneben steht der Narkoseapparat - ein wahres Multitalent, wie Härtel erklärt: 'Er mischt das Narkosegas und auf Knopfdruck bekomme ich ein komplettes Bild vom Patienten, mit EKG, Puls, Sauerstoff und Blutdruck.'
Nach jeder Operation muss nicht nur der Saal gesäubert werden, sondern auch die Operationsinstrumente gilt es vorzureinigen. Dann werden sie in Metallboxen verpackt und nach Kaufbeuren geschickt. 'Dort ist die Zentralsterilisation', erklärt OP-Pfleger Krüger.
Die Schlüsselbein-OP ist abgeschlossen. Dem Operateur steht der Schweiß auf der Stirn. 'Operieren ist Schwersarbeit', erklärt Härtel. Und bei dieser OP habe der Arzt auch noch eine schwere Bleischürze tragen müssen, um sich vor Röntgenstrahlen zu schützen. Der Patient wird an die Schleuse gefahren. Während er aus der Narkose erwacht, schieben ihn Schwestern und Pfleger vorsichtig auf das Rollband. Auf der anderen Seite steht ein Bett bereit. 'Nach schweren Eingriffen kommt der Patient an einen der sieben Überwachungsplätze oder sogar auf die Intensivstation', erklärt Härtel. Obwohl es im Krankenhaus oft stressig zugeht, liebt der Chefarzt seinen Beruf: 'Es bleibt immer interessant. Bei jeder Operation kann es Überraschungen geben.'