Die Angell-Demmel Europe GmbH hat am Mittwoch Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen beschäftigt in Lindau 700 Mitarbeiter. Der Münchner Anwalt Dr. Marco Liebler ist zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt worden. "Sofern das Unternehmen erhalten bleibt, bestehen unsererseits keine Absichten, Stammarbeitsplätze abzubauen", sagt Franz Holger Woitowitz, Geschäftsführer von Angell-Demmel Europe.
Das Unternehmen produziert mit rund 700 Mitarbeitern in Lindau und im österreichischen Kennelbach Aluminiumzierteile für die Automobilindustrie. Seit 2009 gehört das Unternehmen zu 60 Prozent zur Sellner Holding GmbH. Am Mittwochabend hat das Unternehmen beim Amtsgericht Kempten Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, bestätigte eine Sprecherin des Gerichts. Grund ist die Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft durch anhaltende operative Verluste. Nicht betroffen sind die Tochtergesellschaften in den USA und China.
Die Insolvenz kommt überraschend. Gerade die Nachfrage in der Automobilmittel- und Oberklasse hat spürbar angezogen. Auch Angell-Demmel spricht von einer "stark steigenden Kundennachfrage". Das hat aber offenbar zu Problemen geführt. Nur durch die kurzfristige Beschäftigung von Zeitarbeitern habe man die Kapazitäten entsprechend erweitern können, so das Unternehmen.
Aufgrund der komplexen Kundenanforderungen habe man das hohe Qualitätsniveau nicht halten können. "Erhebliche Ausschussquoten waren die Folge und belasteten entsprechend das Ergebnis", so Angell-Demmel in einer Mitteilung.
In den vergangenen Wochen hatte es Bemühungen gegeben, zusammen mit den Banken und den Kunden BMW, Audi/VW und Daimler eine tragfähige Lösung zu entwickeln. Sie scheiterten aber. Dennoch sieht die Geschäftsführung derzeit gute Chancen, das Unternehmen zu erhalten. "Wir haben mit 70 Prozent Marktanteil bei unseren Kunden in Deutschland eine Schlüsselposition", so Franz-Holger Woitowitz. Es müsse im Rahmen einer Sanierung aber gelingen, die "Prozesse effizienter zu gestalten und unser Personal stärker zu qualifizieren".
Der vorläufige Insolvenzverwalter war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Mit ihm zusammen muss eine mögliche Sanierung besprochen werden. Als wichtigste Aufgabe sieht es die Geschäftsführung an, die laufende Produktion zu finanzieren, um die Lieferfähigkeit des Unternehmens zu gewährleisten.
Der Eigentümer der Sellner Group, Equivest, steht nach eigenen Angaben zu der Tochtergesellschaft. "Als wir mit der Sellner Group bei Angell-Demmel im Krisenjahr 2009 eingestiegen sind, waren wir an einem langfristigen Engagement inter-
essiert. Von unserer Seite würden, sofern alle Gläubiger eine Sanierung unterstützen, auch Beiträge zur Fortführung des Unternehmens erbracht", kündigt Dr. Wolfgang Behrens-Ramberg von Equivest an.