Von Peter Schwarz Kleinwalsertal - Bohrende Fragen aus dem Publikum, ausweichende Antworten der Bauherren zur Finanzierung des geplanten Jugendgästehauses im Kleinwalsertal. So lautet das Fazit einer Informationsveranstaltung in Hirsch-egg. Die Organisation 'Jugend & Familiengästehäuser', die in Österreich an 30 Standorten modernen Jugendtourismus betreibt, wollte mit ihrer Präsentation die skeptische Haltung vieler Walser positiv beeinflussen. Am Ende aber wurde eine Petition mit 600 Unterschriften an den Bürgermeister übergeben, um das kommunalpolitisch bereits beschlossene Vorhaben noch zu verhindern. Eine Bürgerversammlung zu den Plänen, das leerstehende ehemalige kommunale Altenheimin Mittelberg für rund vier Millionen Euro zu einem Jugendgästehaus mit 160 Betten umzubauen, war noch jüngst von einer Mehrheit im Kommunalparlament abgelehnt worden (wir berichteten). Inzwischen haben aber unabhängig davon bereits zwei Bürgertreffen stattgefunden. Bei dem einen Termin zementierten die Kritiker ihre Abwehrhaltung gegen das von der Gemeinde subventionierte Projekt. Und nun warben im Walserhaus Jugendgästehaus-Geschäftsführer Gerhard Wendl und seine Mitarbeiter aus Graz um die Gewogenheit der Walser. Bei der professionell aufbereiteten Präsentation erfuhren die rund 200 anwesenden Zuhörer sehr viel über all die Jugendtourismus-Programme in den Einrichtungen und über die jährlich 600 000 Übernachtungen von jungen Gästen, Schulklassen und Gruppen bis hin nach Russland, in die USA und nach Aus- tralien. 'Wir sind der Marktführer im Jugendtourismus von Österreich', erklärten selbstbewusst die Verantwortlichen der gemeinnützigen Privatstiftung, hinter der Jugendverbände der Alpenrepublik stehen. Zusammen mit lokalen Tourismus-Partnern bietet die aus dem österreichischen Jugendherbergs-Gedanken heraus entwickelte Gesellschaft Fußballer-Camps an. Sie ruft übergewichtige Kinder zu Gesundheitsferien zusammen und umsorgt Kinder im Rollstuhl.
'Erfolgsgeschichte'Seit sechs Jahren gibt es in Bregenz ein vom Bundesland Vorarlberg und von der Stadt stark gefördertes Jugendgästehaus, das der dortige Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) als 'Erfolgsgeschichte' betrachtet. Im Tiroler Wipptal am Brenner hat ein Jugendgästehaus dem Tourismus, wie Repräsentant Hermann Eder darlegte, ein 'jüngeres Image' beschert. Man habe zwar einen 'blendenden Vortrag' erlebt, lasse sich aber 'nicht blenden', konterte Jeremias Riezler aus dem Kreis der einheimischen Kritiker. Zusammen mit dem Gastgewerbe und den privaten Zimmervermietern stößt sich die ÖVP-Fraktion in der Gemeindevertretung an einem Gemeindezuschuss von einer halben Million Euro, einem zinslosen Kredit über eine Million und an der kostenlosen Bereitstellung des alten Vinzenzheims. 'Lassen Sie uns mit Ihren finanziellen Betteleien in Ruhe!', schimpfte ein Zuhörer. Auf bohrende Fragen, warum etwa ein expandierendes Unternehmen überhaupt auf Subventionen angewiesen sei, antwortete der Geschäftsführer ausweichend. Woanders werde man stärker gefördert, erklärte er. Mit vertraglichen Zugeständnissen an die Kommune habe man sich 'schon weit aus dem Fenster gelehnt', ergänzte Wendl.
Volksbegehren angedroht Bürgermeister Werner Strohmaier, der den Info-Abend bis dahin stumm verfolgt hatte, hoffte abschließend, dass der 'großartige Partner' viele Zweifler überzeugt habe. Da hatte er indes noch nicht den ihm übergebenen Koffer geöffnet, in dem sich 600 innerhalb von wenigen Tagen gesammelte Unterschriften gegen das Projekt befanden. Sollte Strohmaier nicht auf die Petition eingehen, drohen die Unterschriftensammler schon jetzt mit der Einleitung eines Volksbegehrens.