Marktoberdorf/Ostallgäu | rel | Wenn ein Freund von Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts eine Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst eröffnet, verspricht dies eine spannende Vernissage zu werden. Wenn Robert Giggenbach, Schauspieler (u.a. "Irgendwie und Sowieso", "Rosenheim-Cops", "Bulle von Tölz") und Freund eben alter Malerei zur Eröffnung der 30. Ostallgäuer Kunstausstellung spricht, ist Spannung und zugleich Unterhaltendes zu erwarten. Und so war es gestern Nachmittag auch: Der 54-Jährige gebürtige Münchner nahm der feierlichen Eröffnung die sonst übliche Steife, gab ihr etwas Vergnügliches. Das tat auch das Bläserseptett der Musikschule unter Leitung von Jürgen Lehmann. Es verbreitete zum Beispiel mit dem "Tuba duba Blues" oder mit "Spirit of Brass" musikalisch gute Laune.
30. Ostallgäuer Kunstausstellung: Die Schau habe sich zu einer "Plattform zeitgenössischer Bildender Kunst und zu einer der größten Ausstellungen in Schwaben" entwickelt, hob Bürgermeister Werner Himmer hervor. Dass es die Ausstellung, die weit über die Stadtgrenzen hinaus Bedeutung habe, überhaupt gibt, sei Franz Schmid zu verdanken, der sie einst aus der Taufe hob, unterstrich Himmer das Verdienst des Altbürgermeisters. Damit habe Schmid "dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben in der Stadt und darüber hinaus" besonderes Gewicht verliehen.
Auch wenn er eigentlich als Laudator gekommen war: Gestern stand vor allem der Schauspieler Robert Giggenbach vor dem Vernissage-Publikum (Wobei er es wirklich ehrlich gemeint habe mit dem, was er vortrug, versicherte er später).
Dank für neue Erfahrung
Pointiert und mit Witz schilderte er seinen Zugang zum Künstlerhaus und den Werken - angefangen vom Schrottkunst-Affen im Freien, der ihn nicht mehr losließ, über Mauern, die die Bilder zunächst schier zu erdrücken schienen, dann aber "immer "gesprächiger werden ließen", bis hin zu den preisgekrönten Werken. Obwohl er eigentlich alter Kunst anhänge, habe er hier in eine besondere Begegnung mit der Kunst erlebt - und für diese Erfahrung wolle er der Stadt danken.

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Nicht wie der bundesdeutsche Durchschnittsbesucher stand er "20 Sekunden vor dem Bild, zehn Sekunden vor dem Titel", sondern setzte sich mit den 49 Werken intensiv auseinander - weil von Künstlerhaus-Leiterin Annette Scholl zwei Stunden in der Galerie alleingelassen. So mit "Du bist Deutschland", ein Hunde-Gemälde, für das Hannelore Kroll mit dem Georg-Fischer-Kunstpreis 2008 der Stadt Marktoberdorf ausgezeichnet wurde. "Unglaublich toll gemalt", befand Giggenbach. Dann die Laudatio auf (zunächst) "unscheinbar runde Dinger", denen der von Franz Schmid ausgelobte Sonderpreis zugesprochen wurde.
Diese "Schallträger 1 - 8" von Silvia Jung-Wiesenmayer mit "eingekratzten militärischen Flugobjekten" sind für ihn ein Beispiel dafür, dass Kunst die Auseinandersetzung mit ihr sucht. Schließlich "Schein oder Haben: Schuss" von Karen Irmer. Das Diptychon habe ihn "von der ersten Sekunde an beunruhigt", ließ ihn an die Camorra und Süditalien denken.
Franz Schmid dankte am Ende auch der neuen Künstlerhaus-Chefin Annette Scholl. Sie bringe "frischen Wind ins Haus" und werde noch viel Schönes präsentieren.