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45 Rinder und 20 Lehrer

Apfeltrang

45 Rinder und 20 Lehrer

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    Dass Apfeltrang eine eigene Alpe hat, wissen nur wenige. Rund 45 Jungtiere sind dort zur Sommerfrische und weideten etwas oberhalb des Dorfes (757 Meter über Normalnull) an den Hängen des Höhenzuges zwischen Bergmang (855) und Sattlersbuckl (863) - also nicht unbedingt im Hochgebirge. Am Samstag geht es die 100 Höhenmeter hinab ins Dorf. Also ein kleiner Almabtrieb. Dennoch kann sich die Gemeinde vor Anfragen "vor allem aus Württemberg", wie Bürgermeister Johann Stich berichtet, kaum retten: "Die sind ganz verrückt auf Almabtriebe." Und da die Saison im Gebirge vorbei ist, rückt Apfeltrang in den Fokus.

    Vor einem Jahr hatte der örtliche Älpler Markus Stich spontan die Idee zum ersten Viehscheid. Nach einer Woche hatte er die Zusage einiger Hirtenkollegen aus dem Süden und erstmals hatte die Apfeltranger Weidegenossenschaft ihren Viehscheid auf der Wiese neben dem Gasthof "Hubertus". Natürlich wurde ein Kranzrind prächtig geschmückt und schöne Sennerinnen durften zwischen den Rindern nicht fehlen.

    Das kleine, nur für das Dorf gedachte Spektakel kam an. Daher organisierte die Genossenschaft heuer wieder einen Almabtrieb. Doch dann gelangte der Termin ins Internet. 445 Ergebnisse zeigt mittlerweile die Suchmaschine Google bei der Frage nach dem "Almabtrieb Apfeltrang". Darunter einige Terminübersichten für Almabtriebe.

    Apfeltrang ist dabei der letzte Viehscheid der Saison. Er scheint aber vielen gut in den Terminkalender zu passen. Rund 30 Anrufe bekam die Gemeinde in den vergangenen Wochen, berichtet Bürgermeister Stich. Mehrere Busunternehmen fragten, ob sie kommen könnten, ob man Plätze im Festzelt reservieren könne. Einzelreisende fragten, ob man denn im Dirndl kommen solle und die Tiere streicheln dürfe.

    Eine Gruppe von 20 Württemberger Lehrern, so Stich, hat ein Hotel in Kaufbeuren gebucht. Nun geht es am Samstag ab 10 Uhr zum Apfeltranger Viehscheid, abends kann man beim Dorffest in Ruderatshofen weiterfeiern, außerdem gibts eine Führung durch Kaufbeuren.

    Natürlich hat Bürgermeister Johann Stich niemandem vom Besuch des Viehscheids abgeraten. Auch traditionelle Kleidung wie Lederhose und Dirndl habe er den interessierten Touristen empfohlen "und Bergschuhe sind im Allgäu nie verkehrt". Nun ist auch Wilhelm Hörmann als Geschäftsführer der Genossenschaft gespannt, was sich am Samstag so alles in dem kleinen Dorf abspielen wird. Nach 150 bis 200 Besuchern im vergangenen Jahr hat man 2010 ein bisschen größer geplant, wir wollen aber keine 1000 Leute. Auch der Bürgermeister will, dass das Fest "klein und heimelig bleibt". Das wollen auch die Weidegenossen. "Ich habe nichts gegen das Internet, aber", befürchtet man dort das Ende der Gemütlichkeit. Und zwischen den Zeilen hört man durch, dass eigentlich nur ein Rindvieh den Termin so weit habe streuen können.

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