Fachklinik Römerhaus in Sulzbrunn feiert Jubiläum mit ehemeligen Patienten Sulzberg-Sulzbrunn (js)Die Fachklinik 'Römerhaus' im Jodbad Sulzbrunn (Gemeinde Sulzberg) feierte ihr 40-jähriges Bestehen. 5230 alkoholkranke Männer haben sich in den vergangenen vier Jahrzehnten dort einer freiwilligen Therapie unterzogen. Rund 60 Prozent von ihnen legten in der Fachklinik unter der Trägerschaft des 'Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbandes' (DGD) die Basis für das Therapieziel: eine dauerhafte Abstinenz.
55 Patientenplätze hat die Klinik derzeit. Zehn davon entfallen auf die 'Entgiftungsstation'. 20 Vollzeitkräfte, darunter drei Ärzte, begleiten die Patienten durch die Therapie, die zwischen sechs Wochen und fünf Monaten dauern kann.
Jedes Jahr veranstaltet die Klinik ein Ehemaligen-Treffen. Zum Jubiläum kamen heuer rund 500 Gäste, darunter rund 30 frühere Mitarbeiter. Die Mehrheit der Besucher waren allerdings frühere Patienten, die zum Teil mit ihren Familien anreisten. Für viele von ihnen wurde der Aufenthalt im idyllisch gelegenen Sulzbrunn zum Wendepunkt in ihrem Leben. So auch für den in Wiggensbach lebenden Münchner Reiner von Le Suire. Der mittlerweile pensionierte Maschinenbauingenieur war 1981/82 für sechs Monate in der Fachklinik. Seine Frau Ulrike lernte er in der anschließenden ehrenamtlichen Arbeit in Selbsthilfegruppen kennen.
Wie sich die Alkoholkrankheit der Eltern auf deren Kinder auswirkt, analysierte Dr. Wilfried Haßfeld von der Klinik Hohe Mark in Oberursel in seinem Festvortrag. So würden allein in Deutschland pro Jahr etwa 2000 Kinder geboren, die mit Hirnschäden ihren Lebensweg beginnen müssen, 'weil die Mütter während der Schwangerschaft weiter getrunken haben.'
Laut Haßfeld 'gedeiht die Sucht in vielen Familien und wird von einem Leichentuch des Schweigens zugedeckt'. Dennoch bekommen Kinder die Probleme früh mit. Sie leiden unter den unausgesprochenen Gefühlen des Suchtkranken wie Minderwertigkeit, Angst, Schuld und Einsamkeit. Die Kinder können schließlich 'keine verläßliche Beziehung zum suchtkranken Elternteil aufbauen'. Und das habe schlimme Folgen: 50 Prozent dieser Heranwachsenden geraten später selbst in unterschiedliche Abhängigkeiten, werden süchtig oder heiraten einen Suchtkranken. Die Grauzone der 'sexuellen Ausbeutung von Kindern unter dem Einfluss von Suchtmitteln' ist nach Haßfelds Worten ein weiterer Tiefpunkt so mancher Suchtkarriere, der die Kinder oft ein Leben lang begleite.
Der Referent ermutigte Patienten und Ehemalige, 'dort, wo vorher geleugnet und verschwiegen wurde, die Wahrheit zu sagen.' Das Bekennen trage nicht nur zur Heilung des Suchtkranken bei, sondern könne die 'Gesundung der ganzen Familie in Gang setzen.'