Von Markus Bär, Irsee - Starkbier und Fastenzeit - das sind zwei Begriffe, die oft in einem Atemzug genannt werden. Und das, obwohl sich vom Gerstensaft benebelter Geist und Entsagung in der Zeit vor Ostern eigentlich gegenseitig ausschließen sollten. Den Benediktinermönchen in Irsee aber war dieser Widerspruch über die Jahrhunderte nie sauer aufgestoßen. Im Gegenteil: Flugs haben sie bereits zu Beginn des Braujahres, also im September/Oktober, Starkbier angesetzt - damit sie ab Aschermittwoch ein ordentliches Gesöff auf dem Tisch stehen hatten. 'Starkbier zu brauen war den Mönchen sicher eine Pflichtübung', sagt Diplom-Braumeister Herbert Paulus, Geschäftsführer von Klosterbräu Irsee. 1182 war das Benediktinerkloster in Irsee gegründet worden und Paulus geht davon aus, dass die Fratres und Patres nach der Gründung 'umgehendst' mit dem Bierbrauen begonnen haben. 'Da es noch keine künstliche Kühlung gab, geschah das immer in der kalten Jahreszeit.' Nach dem Brauersilvester, dem 30. September, war die Gerste geerntet, der Hopfen reif und eingeholt. Durch einen leichten Keimungsprozess der Gerste, der durch Röstung ('Darren') unterbrochen wird, kann Malz gewonnen werden. Dazu kommt noch Hopfen, Hefe und Wasser. Während durch moderne Verfahren heute ein Bier in 90 Stunden hergestellt werden kann, nahmen sich die Irseer Mönche etwas mehr Zeit. Acht bis zwölf Stunden dauerte der Sudprozess, acht bis zwölf Tage die Hauptgärung (dabei wandeln die Hefen Malzzucker in Alkohol und Kohlensäure um) und acht bis 50 Wochen die Ausreifung. 'Deshalb wurde das Starkbier auch zu Beginn des Brauerjahres hergestellt', erläutert Paulus. Bei Klosterbräu wird der 'Urtrunk' (5,2 Prozent Alkohol) wie auch das entsprechende Starkbier (etwa sieben Prozent Alkohol) nach wie vor nach dem alten Verfahren hergestellt.
Damit das Bier übers Jahr reicht, wurde sein Genuss limitiert. Pro Mönch gab es eine so genannte Permit, das heißt, jeder konnte fünf Maß am Tag verbrauchen - das sind nach heutigen Mengenangaben 3,5 Liter. 'Das klingt sehr viel, aber die Brüder mussten zum Teil auch körperlich hart arbeiten. Bier war ein Lebensmittel.' Und darum wurde auch nicht mit den Wimpern gezuckt und zur Fastenzeit das besagte und besonders nahrhafte Starkbier gebraut. 'Es ist etwa 30 Prozent stärker.' Während die Stammwürze, also der Prozentsatz der gelösten Malzanteile, bei einem normalen Bier zwölf Prozent beträgt, liegt die Stammwürze beim Starkbier bei 18 Prozent. 'Diese Nahrhaftigkeit half den Mönchen über die Fastenzeit hinweg', erläutert Paulus. Während es sich für heutige Gebräuche merkwürdig ausnimmt zur Fastenzeit dreieinhalb Liter eines Bieres mit sieben Prozent Alkohol zu trinken, ist dies für die Kirche nachvollziehbar. 'Bier war damals ein Lebensmittel, ein normales Getränk', so Dr. Christoph Goldt von der bischöflichen Pressestelle in Augsburg. 'Wenn verzichtet wurde, dann auf Wein.' Zitat Der Genuss des Bieres war limitiert. Jeder Mönch hatte fünf Maß am Tag. Das klingt viel. Aber die Klosterbrüder mussten körperlich zum Teil hart arbeiten.} Diplom-Braumeister Herbert Paulus, Geschäftsführer von Klosterbräu Irsee