Jubiläum: 25-jähriges Bestehen der Immenstädter Firma "Faszinatour" von Charly Siegl und Werner Vetter

12. Juli 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Stefan Vetter

Outdoor-Bewegung ständig weiter entwickelt

Vor 25 Jahren gründeten Karl-Heinz (Charly) Siegl und Werner Vetter aus Karlsruhe das Unternehmen "Faszinatour Abenteurreisen GmbH" mit Sitz in Immenstadt. Sie haben die Outdoor-Bewegung im deutschsprachigen Raum etabliert und ständig weiter entwickelt. Riccarda Gschwend sprach mit Geschäftsführer Siegl über die Trends im Outdoor-Bereich und was sich dort getan hat.

Als Sie vor 25 Jahren angefangen haben, waren Sie so etwas wie Pioniere. Wie stand es damals um die Outdoorbewegung und wie kamen Sie auf die Idee?

Siegl: Werner Vetter und ich haben unser Unternehmen noch während unseres gemeinsamen Touristik-Studiums gegründet. Wir hatten in Neuseeland und Kanada Wildwasser-Rafting und Heli-Skiing kennengelernt und die Idee mit nach Deutschland gebracht. Eine klassische Outdoor-Bewegung gab es damals hier noch nicht, es ging gerade erst langsam los mit Mountainbiken und Paragliden. Wir haben uns also einen geeigneten Fluss gesucht - und sind auf den Inn mit seinen Nebenflüssen gestoßen. Das Oberallgäu schien uns unter anderem durch seine Nähe zu Tirol am besten geeignet für unsere Pläne und so starteten wir zunächst als Reiseveranstalter.

Wir waren die Ersten, die Wildwasser-Rafting angeboten haben.

Seither hat sich viel verändert. Sie haben heute jede Menge Konkurrenz. Wie schafft man es, bei so vielen Anbietern im Outdoor-Bereich am Markt bestehen zu bleiben?

Siegl: Für uns ist das ganz klar eine persönliche Geschichte. Bin ich ein guter Guide, dann kommen die Leute wieder zu mir. Man muss den Job lieben, man muss das Draußen-Sein lieben. Und man muss in einer entspannten Art mit den Leuten umgehen. Auch wenn eine Situation mal ernst wird und man laut werden muss, kommt es darauf an, die Menschen gut zu behandeln.

Es kann also auch mal brenzlig werden? Wie gehen Sie mit dem Thema Sicherheit um?

Siegl: Sicherheit kommt bei uns ganz weit vorne - bei allem, was wir machen. Keiner möchte einen Unfall haben und sich das wieder kaputtmachen, was er aufgebaut hat. Als wir angefangen haben, war es schwierig: zum Beispiel beim Rafting oder Canyoning gab es keine Bestimmungen, keine rechtliche Einordnung, weil es so neu war. Wir haben viel gemacht, was das Bewusstsein für Sicherheit betrifft. Zum Beispiel haben wir für manche Bereiche sogar eigene Verbände initiiert und beim Hochseilgartenbau die strengen amerikanischen Prüfungskriterien in Europa etabliert.

Wo liegen denn heute die Trends im Outdoor-Bereich?

Siegl: Bei uns geht der Trend zur Nachhaltigkeit. Wer draußen unterwegs ist, sollte die Natur schützen. Außerdem ist die Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen inzwischen ein Kernbereich unseres Unternehmens. Aber auch wenn es insgesamt eher weg vom Schnellen, Lauten geht, gibt es das natürlich nach wie vor: Slackline, Trailrunning, Flying Fox sind hier die Schlagworte.

Sie sagen, die Gestaltung von Beziehungen und die Persönlichkeitsentwicklung sind Kernbereiche ihres Unternehmens. Wie funktioniert das?

Siegl: Die Wirksamkeit von Erlebnislernen haben wir schon früh erkannt. Heute bestätigt die Hirnforschung, was wir seit Jahren beobachten. Es geht darum, selbst eine Erfahrung zu machen. Nur so kann man lernen. Zum Beispiel kann ich Slacklinen nicht lernen, indem ich es mir vorstelle.

Ich muss erst immer wieder hinfallen, bis ich es irgendwann kann. Und so ist das auch in anderen Bereichen. Wenn ein Team zu uns kommt, etwa eine Schulklasse, dann wissen wir nicht, welche Erfahrungen die Schüler machen werden. Wir können nur das Umfeld schaffen. Geht es zum Beispiel um Kommunikation, dann gibt es spezielle Übungen wie das >. Danach folgt die Reflexion - die Schüler begreifen, was sie getan haben, weil sie selbst die Erfahrung gemacht haben. Dann kann man das eigene Tun optimieren.

Das Ganze hat also auch eine wissenschaftliche Tendenz?

Siegl: Ja, das Erfahrungslernen ist auch eine wissenschaftliche Disziplin. Uns helfen die wissenschaftlichen Erkenntnisse bei der Erarbeitung neuer Programme. Aber nichtsdestotrotz ist das für uns letztlich eine ganz pragmatische Angelegenheit: Es geht einfach ums Tun.