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Obdachloser nachts beinahe erfroren

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Obdachloser nachts beinahe erfroren

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    Polizeistreife findet in Kempten stark unterkühlten Mann. Von Stefan Binzer Kempten/Memmingen/Immenstadt In der Nacht zum gestrigen Freitag ist in Kempten ein Obdachloser fast erfroren. Eine Streife entdeckte den bereits stark unterkühlten Mann und ließ ihn ins Krankenhaus transportieren. 'Die Nacht im Freien hätte er vermutlich nicht überlebt', so ein Polizei-Sprecher. Wegen der klirrenden Kälte dürfen die mittellosen Durchreisenden in den Notasylen der meisten Allgäuer Städte öfter als sonst erlaubt übernachten.

    Gegen 1.40 Uhr war eine Streife der Verkehrspolizei vor dem Postamt am Bahnhofplatz auf den Obdachlosen aufmerksam geworden. Dieser lag bei Temperaturen unter minus 15 Grad schlafend auf dem Boden und war nicht mehr ansprechbar.

    Warum der Wohnsitzlose nicht die paar Hundert Meter vom Bahnhof zur Übernachtungsstelle des Roten Kreuzes zurückgelegt hat, ist dem Leiter des Notasyls, Burkhard Fliess, ein Rätsel. Die Tippelbrüder wüssten zum einen in der Regel, wohin sie gehen können. Zum anderen hängen im Bahnhof Schilder mit der Telefonnummer der Unterkunft.

    'Es muss in Kempten wirklich keiner erfrieren', sagt Fliess. Er hat einen telefonischen Bereitschaftsdienst rund um die Uhr organisiert. Denn offizieller Einlass zur Übernachtungsstelle ist nur von 18 bis 20 Uhr.

    Auch der 51-jährige Hans und der 48-jährige Joe, zwei Stadtstreicher in Kempten, können sich keinen Reim darauf machen, warum der Obdachlose vor der Post lag. Außer, der Kollege habe 'einen Kolben zu viel gezogen', deutet Hans die Möglichkeit an, dass Bier oder Schnaps im Spiel war.

    Dass der Wohnsitzlose in der bitterkalten Nacht keine Bleibe gefunden hat, liege bestimmt nicht an den Regelungen, wie oft ein Obdachloser in einer Stadt übernachten darf. In Kempten ist dies zwei Mal pro Monat erlaubt. 'Bei der derzeitigen Kälte gibt es natürlich Ausnahmen', versichert Fliess und zur Not würden noch Extra-Betten aufgestellt.

    Auch in Memmingen, wo die Stadt neben dem Rathaus ein Notasyl betreibt, muss zur Zeit niemand vor der Tür bleiben, auch wenn er sein Quantum von einer Nacht pro Monat bereits erfüllt hat. 'Beim derzeitigen Frost weisen wir keinen ab', so Michael Foit vom Ordnungsamt. Ähnlich sieht es in Immenstadt und Sonthofen aus. In den Oberallgäuer Städten können mittellose Durchreisende normalerweise vier Mal in den entsprechenden Quartieren pennen, wie Immenstadts Sozialamts-Chef Hubert König erläutert. Er habe jedoch die Parole ausgegeben: 'Derzeit niemand abweisen.'

    Anders Kaufbeuren: Die Wertachstadt genehmigt nur alle drei Wochen eine Übernachtung ­ ohne Ausnahme, auch nicht bei strengem Frost. 'Die Obdachlosen müssen, wenn sie ihr Kontingent erschöpft haben, weiterziehen', so Günther Federl vom Ordnungsamt.

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