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Nur noch wenige

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    ziehen an einem Strang Nachwuchs fehlt: Tauziehclub Böhen ohne Mannschaft. Von unserem Redaktionsmitglied Christian Schreiber Böhen Die fetten Jahre sind vorbei: Der TC Böhen (TCB), in den letzten 20 Jahren einer der erfolgreichsten Tauziehclubs Deutschlands, geht am Stock: Seit zwei Jahren haben die Unterallgäuer keine Mannschaft mehr. Aus beruflichen und altersbedingten Gründen sind die erfolgreichen Sportler von damals zurückgetreten. Tauzieh-Nachwuchs ist Mangelware in Böhen, trotzdem versucht der Verein, eine Jugend-Mannschaft auf die Beine zu stellen.

    'Wir mussten 1998 den ganzen Betrieb einstellen', klagt Bedenedikt Nägele, Vorstand des TCB. Die erfolgreichen Seilzieher hätten aus beruflichen und altersbedingten Gründen ihre Karriere beendet: 'Der Altersdurchschnitt lag bei 40 Jahren. Außerdem waren viele Landwirte dabei, die haben nicht genügend Zeit für diesen aufwendigen Sport,' so Nägele. Dabei hat sich der Zeitaufwand gelohnt: 18 deutsche Meistertitel in 14 Jahren sprechen für sich und lassen selbst den FC Bayern München vor Neid erblassen.

    Die Alten scheinen gesättigt ob dieser Erfolge. Die Jungen kann man damit offensichtlich nicht locken. Acht Sportler sind nötig für eine Mannschaft. Doch nur wenige seien heute bereit, am Tau zu ziehen, so Nägele. Einer davon ist Robert Fröhner (16): 'Mir macht Tauziehen Spaß. Außerdem hat es eine lange Tradition in Böhen.' Dass aber junge Leute nur wenig für alte Traditionen übrig haben, weiß auch Fröhner: 'Ich jedenfalls halte was darauf'. Die Hoffnung auf eine neue Tauzieh-Mannschaft hat er nicht aufgegeben. Auch wenn er weiß, dass Seilziehen vielen zu anstrengend ist: 'Tauziehen ist schon eine Plage, vor allem das harte Training wollen nur wenige mitmachen.'

    Lieber Musik machen

    Nägele sucht junge Leute wie Fröhner. 'Wir versuchen wieder, eine Jugendmannschaft aufzubauen', sagt er. Doch er weiß, wie schwierig es ist, Jugendliche ans Tau zu bewegen: 'Das Freizeitangebot ist heutzutage zu groß.' Sportarten wie Fußball oder Tennis seien zu populär. In Böhen komme noch ein Problem dazu: 'Wir sind ein kleines Dorf, da gibt es in manchen Jahrgängen überhaupt keinen Nachwuchs', sagt Nägele. Und die wenigen Jugendlichen würden eher in der Musikkapelle trompeten, als an einem Strang zu ziehen.

    Also will Nägele 'auch in den Nachbargemeinden Nachwuchs suchen'. Das könnte sich lohnen. Schließlich gab es ganz in der Nähe, in Zell und Ittelsburg, auch mal Seilzieh-Mannschaften. Das ist zwar schon über ein Jahrzehnt her, aber Nägele hofft, dass es dort immer noch Tauzieh-Interessierte gibt.

    Einen ähnlichen Versuch, wieder genügend Leute ans Seil zu bekommen, hat der TCB schon Anfang 1997 unternommen. Die Böhener Mannschaft wurde bereits damals immer kleiner. Die Unterallgäuer gingen eine Tauzieh-Gemeinschaft mit Buch (bei Illertissen) ein, weil es auch dort immer weniger Seilzieher gab. Heute sieht es in Buch nicht viel besser aus: Es gibt zwar noch eine Mannschaft, die in der Landesliga zieht. 'Aber uns fehlt halt der Nachwuchs. Wir haben nur drei, vier junge Leute. Der Rest ist so um die 40', sagt Daniela Habres-Mino, die 'gute Seele' der Bucher Tauziehabteilung. Die Ehe zwischen Buch und Böhen hielt nur bis 1998: 'Wir konnten nur selten zusammen trainieren', sagt Nägele. Es sei einfach zu aufwendig gewesen, für jedes Training nach Buch zu fahren. Deshalb habe man die Gemeinschaft wieder aufgelöst.

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