Marktoberdorf (af). - Wahrscheinlich wie am ersten Schultag war Helga Romberg 'schon etwas nervös', wie sie gestand. Denn ihr steht der letzte Schultag bevor. Nach 20 Jahren als Rektorin verlässt sie die St.-Martin-Schule in Marktoberdorf, gönnt sich, wie es Schulamtsdirektor Karl Happ formuliert, 'Muße für die Muse' und widmet sich fortan wieder mehr ihrer Familie. Das werde nicht nur ihren Mann Klaus freuen, sondern auch ihre Kinder und Enkel, denen sie zurief: 'Hotel Mama hat nun nonstop geöffnet.' Es war ein herzlicher, ein schwungvoller, ein musikalischer, auch ein bewegender Abschied, der Helga Romberg bereitet wurde. Dabei zogen sich zwei Attribute wie ein roter Faden durch alle Reden: Vertrauen und Menschlichkeit. Eigenschaften, die die Rektorin an der St.-Martin-Schule bewahrt wissen will. 'Es darf nicht sein', sagte sie, 'dass die Qualität einer Schule nur an der Zahl der Computer gemessen wird.' Denn 'Schule produziert nicht für einen Markt, sondern ist wichtig für die Menschwerdung'. Ein Weg, am besten auf die Kinder zuzugehen, sei der über die musischen Fächer. Anspruchsvolle Kindermusik, Kunsterziehung, literarische Schulung seien die Markenzeichen der Martinsschule und sollten es bleiben. Dies gelte ebenso für die Werteerziehung 'in einer Zeit des medialen Fastfood'. In der St.-Martin-Schule schließe sich für Helga Romberg ein Kreis, stellte Schulamtsdirektor Happ fest. Dort absolvierte sie 1970 ihre schulpraktische Prüfung, nachdem sie 1967 an der Knabenschule Marktoberdorf ins Berufsleben eingestiegen war. Es folgten Jahre an der Adalbert-Stifter-Schule, an der Volksschule Thalhofen und schließlich 1984 die Rückkehr als Rektorin an die damals klösterlich geleitete St.-Martin-Schule, die schon immer das Image als vorbildlich geleitete Lehranstalt besessen habe. Romberg habe ihre pädagogisch fundierten Vorstellungen von einer modern gestalteten Schule nicht nur als Vision skizziert, sondern mit höchstem persönlichem Engagement praxisgerecht umgesetzt.
Stets ein gutes Schulklima Sich der Bildung und Erziehung junger Menschen zu widmen, sei eine dankbare Aufgabe, die mit großer Verantwortung und Belastung verbunden sei, würdigte Bürgermeister Werner Himmer. Mit viel Sachverstand, Fingerspitzengefühl und Geduld, mit Kompetenz, Organisationstalent und Aufgeschlossenheit habe sie die Arbeit gemeistert. 'Dass an der Schule ein gutes Klima herrscht, hing ganz stark mit ihrer Leitung zusammen.' Dieses 'menschliche Klima', getragen vom christlichen Gedanken, stellte auch Stadtpfarrer Wolfgang Schilling heraus. Einfühlsam und stets human habe sich Helga Romberg verhalten, dankte Marga Hinkelmann stellvertretend für das Lehrerkollegium, dem im Mai 'das Blut in den Adern gefroren' sei bei der Nachricht: 'Ab Sommer ist Schluss. Ich bleibe zu Haus bei meinem Klaus. Aus.' Nun habe sie Zeit, 'die Lust der Freiheit zu spüren', zu musizieren, den Pinsel zu schwingen und die Rombergschen Impressionen aus der Toscana oder aus Kroatien vielleicht im Künstlerhaus zu präsentieren, einen guten Roten zu genießen, für Kinder und Enkel da zu sein. Konrektorin Edeltraut Süß dankte ganz persönlich der 'lieben, hoch geschätzten Helga Romberg': 'Eigentlich hättest du jedes Jahr eine solche Veranstaltung verdient für all das, was du Lehrern, Schülern und Eltern gegeben hast.' 'Probier's jetzt mit Gemütlichkeit', empfahl der Elternbeirat sogar singend, während die Schüler der Rektorin ein herzliches 'Servus, tschüß, auf Wiederseh'n' mit auf den Weg gaben. Reich wurde Helga Romberg von allen Seiten beschenkt, doch das größte Geschenk überreichte sie selbst an ihren Mann zum 38. Hochzeitstag, den sie am Tag der Verabschiedung feierten: 'Ich schenke meiner Familie meine Freiheit.'