Szenen wie in einem Krimi haben sich jetzt in Memmingen abgespielt: Eine Polizeistreife stoppt einen Wagen mitten in der Stadt. Der Fahrer muss mit erhobenen Händen aussteigen. In diesem Moment kommen Beamte in Zivil hinzu. Der Angehaltene weiß nicht, wie ihm geschieht. Seine Papiere werden kontrolliert, das Auto durchsucht. 'Wo kommen Sie her? Was machen Sie in Memmingen?' Dies und mehr wollen die Fahnder von Johannes Leichtle wissen.
'Ich war in diesem Moment völlig perplex', sagt der Unternehmer aus Leonberg gegenüber der MZ. Dann erzählt er die Vorgeschichte: Als Inhaber einer Veranstaltungsagentur ist der 40-Jährige immer wieder auf der Suche nach geeigneten Plätzen für Feste und Konzerte. So macht er nach einem Geschäftstermin in Kempten auf der Rückfahrt spontan einen Abstecher nach Memmingen. Dort will er bei der Stadt nachfragen, auf welchen Plätzen er unter Umständen eine Veranstaltung auf die Beine stellen könnte.
Auf der Suche nach dem Rathaus fragt er eine Passantin nach dem Weg. Gleichzeitig stellt er ihr eine Frage, die ihm zum 'Verhängnis' werden soll: 'Ist der Marktplatz der größte Platz in Memmingen?' Nach einer kurzen Stippvisite im Rathaus macht sich Leichtle wieder auf den Weg zu seinem Wagen und fährt Richtung Autobahn los. Dann taucht plötzlich die Polizeistreife im Rückspiegel auf.
'Die Frau hat mich wohl für einen Terroristen gehalten - der am Marktplatz einen Anschlag verüben will', schätzt Leichtle. Und da liegt er richtig. Die Passantin hat tatsächlich die Polizei verständigt. 'Wir haben dann die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet', sagt Christian Eckel vom Polizeipräsidium in Kempten und betont: 'Der Einsatz war in dieser Form durchaus gerechtfertigt.' Gleichzeitig lobt er das Verhalten der Zeugin: 'Wir sind immer dankbar für Hinweise aus der Bevölkerung. Die Frau hat zurecht bei der Polizei angerufen. Auch wenn sich die Sache am Ende als harmlos herausgestellt hat.'
Auch Leichtle macht der Passantin keinen Vorwurf. In seinen Augen sind die Bürger angesichts der weltweiten Terroranschläge mittlerweile 'einfach übersensibilisiert'. Denn es wäre doch recht unwahrscheinlich, dass jemand ausgerechnet am Memminger Marktplatz eine Bombe zündet. Auch den Polizeieinsatz kann der 40-Jährige nachvollziehen: 'Die Jungs haben letztlich nur ihre Arbeit gemacht.' Allerdings hätte er sich nach der Aufregung auf offener Straße anstelle eines nüchternen 'Sie können jetzt weiterfahren' eine Art Entschuldigung oder zumindest ein freundliches Wort gewünscht. Schließlich sei der Verdacht gegen ihn völlig unbegründet gewesen.