Badegäste zeigten sich in den vergangenen Tagen beunruhigt und um ihre Gesundheit besorgt, eingefleischte Kuhstallweiher-Fans machten ihrem Unmut Luft mit Anrufen beim Landratsamt, im Rathaus, beim Wasserwirtschaftsamt und bei der Allgäuer Zeitung: Ein äußerst unangenehmer, grüner Algenteppich breitete sich in jüngster Zeit auf dem Kuhstallweiher aus. Ende vergangener Woche schien dann der ganze Natursee damit überzogen, nur noch Unerschrockene wagten sich ins Wasser. Doch die Befürchtung, die Algenflut könnte wie im Jahr 2003 zu einer Schließung des Bades führen, ist nach Auskunft von Experten unbegründet. Gestern nahmen sich Biologen des Wasserwirtschaftsamtes Kempten den Weiher vor. Das Ergebnis: keinerlei Gefahr, nur ein "Problem der Ästhetik", wie es Fritz Bauer, stellvertretender Leiter der Behörde, nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt formulierte.
Wechselhaftes Wetter forciert den Algenwuchs
Die zahlreichen Anrufe hatten die Behörden stutzig werden lassen. Schließlich war nicht auszuschließen, dass irgendein Stoff, der nicht in den Weiher hätte gelangen dürfen, den Algenteppich auslöste. Doch die Experten können Entwarnung geben. Was da so grün-eklig schwimmt, sind "unwahrscheinlich viele grüne Fadenalgen", so die Biologen Fritz Bauer und Martin Huber. Dazu machen sich derzeit auch noch Wasserhahnenfuss, Fieberquellmoos und anderes Kraut im Wasser breit - was freilich ebenfalls kein Grund für Besorgnis sei. Selbst die Blaualgen im Wasser seien kein Problem, da sie nicht blühten.
Der Weiher hat derzeit einen ph-Wert von 7,6 - kein alarmierendes Ergebnis. Im Übrigen habe der starke Pflanzenwuchs im Weiher "nichts mit den Bauern zu tun", betonte Huber ausdrücklich, denn hier sei nicht etwa Gülle in den See gelangt. Die Ursache für das explodierende Algenwachstum sieht der Wasserwirtschaftler vor allem im unbeständigen Wetter in diesem Jahr. Der häufige Wechsel zwischen kalt und warm, Regen und Sonne, verbunden mit vermehrtem Grundwasser, beflügle den Pflanzenwuchs. Das zeige sich auch am relativ niedrigen Sauerstoffgehalt.
Möglicherweise fischt der Fischereiverein die Algen ab
Der Kuhstallweiher sei kein Einzelfall, so Bauer. Auch der Ettwieser Weiher ist teils verkrautet, doch findet man dort kaum Grünalgen. Den "Ette" sieht Bauer in insgesamt gutem Zustand. Seine Unterwasser-Sichtweite sei mit drei Metern doppelt so gut wie beim Kuhstallweiher.
Wie gehts weiter mit dem Kuhstallweiher? Für die Biologen Bauer und Huber sowie Flussmeister Erich Schmid ist es naheliegend, dass der Badesee nun von seinem Algenteppich befreit wird. Das sei "ökologisch unbedenklich".
Darüber gab es auch schon Gespräche zwischen dem Bauamt der Stadt, die Eigentümerin des Sees ist, und dem Marktoberdorfer Fischereiverein. Mit dem Säubern des Weihers habe man ja schon Erfahrung, meinte dazu dessen Vorsitzender Josef Hochmuth. Zuletzt geschah dies vor zwei Jahren, als 20 Vereinsmitglieder zwei Tage lang das Kraut in dem Weiher mähten.
Eventuell wird auch diesmal der Verein den Weiher von seinem Grün "abfischen" - vorausgesetzt, er finde genügend Helfer, meinte Vorsitzender Hochmuth zur AZ. Stadtbaumeister Peter Münsch versicherte, man werde auf jeden Fall nach Abhilfe suchen, und zwar so schnell als möglich. Ob eine Lösung freilich noch diese Woche angegangen werden kann, wusste er gestern noch nicht.
Möglicherweise erübrigt sich aber die Algenabfischaktion - zumindest vorübergehend. Denn wenn der Wind die Algen in Richtung Norden bläst, stranden diese im Schilf, fernab des Badeplatzes. So geschehen gestern. Wenn freilich der Wind wieder dreht, haben die Badegäste wieder die Bescherung