Biessenhofens Bürgermeister feiert am Sonntag seinen 60. Geburtstag. Von Vitalis Held Biessenhofen/Marktoberdorf Wenn Erwin Fahr sieht, dass manche Bürgermeister in seinem Alter nun abtreten, hat er eine einfache Antwort, warum er als Gemeindeoberhaupt Biessenhofens weitermacht: 'Ich habe noch keine Enkel, um die ich mich kümmern könnte', meint er schmunzelnd. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass er in seiner Gemeinde noch viel vor hat. Doch zunächst ist Feiern angesagt: Am Ostersonntag begeht Erwin Fahr seinen 60. Geburtstag.
Fahr wohnt als Erster Bürgermeister von Biessenhofen in Marktoberdorf, wo er am 31. März 1942 zur Welt kam. Damit wohnen zwei Erste Bürgermeister in einer Straße: In Fahrs Nachbarschaft lebt nämlich Marktoberdorfs scheidendes Stadtoberhaupt Wolfgang Weinmüller. Dass er nicht am 'Arbeitsort' wohnt, sieht Fahr nicht als Nachteil: Andernorts könne man ja sehen, welche Gräben sich auftun, wenn jeder Ortsteil versuche, den Bürgermeister zu stellen.
Seit 1974 verbunden
Fahr und Biessenhofen sind bereits seit der Gebietsreform 1974 verbunden. Damals kam der Finanzbeamte zur Gemeinde Altdorf als Kämmerer. Als Rathauschef Walter Hebeisen 1991 starb, zog Fahr für die Freien Wähler in den Wahlkampf und setzte sich gegen Peter Romberg (CSU) durch. Zugute kam Fahr als Gemeindechef, dass er seit 1974 nur eine Ratssitzung versäumte: Bei einem Gemeinderatsausflug hatte ihn eine Wespe ins Bein gestochen, der Stachel setzte ihn eine Woche außer Gefecht.
Die Liste der Projekte, die unter Fahr verwirklicht wurden, ist dem entsprechend lang: Kindergärten saniert und eingerichtet, Gewerbegebiete in Altdorf und Ebenhofen geschaffen, Platz für 90 Wohneinheiten in Biessenhofen-Nord, Kanäle verlegt. . .
Fahr profitierte auch davon, dass er einer der finanzstärksten Gemeinden im Landkreis vorsteht. Biessenhofen mit knapp 4400 Einwohnern verfügt über viele große Betriebe und Fahr achtete darauf, dass der Firmenmix stimmt. Denn: 'Arbeitsplätze am Ort sind bald wichtiger als die Gewerbesteuern.'
Er weiß aber: 'Mehr Geld weckt mehr Wünsche.' Die Gemeinde könne nicht alle Wünsche der Bürger erfüllen. Dennoch steht eine Vielzahl von Projekten auf Fahrs Liste für die nächste Amtszeit: Hochwasserschutz, Kanäle erneuern, Brücken sanieren Bekannt ist Fahr auch dafür, dass er bei der Erreichung seiner Ziele sehr hartnäckig ist. Ein Beispiel: Als das Straßenbauamt den Kreisverkehr an der unfallträchtigen Kreuzung bei Altdorf nicht schnell genug bauen wollte, bot die Gemeinde eine Vorfinanzierung an. Daraufhin ging der Bau sehr zügig. Als dann aber die Beleuchtung fehlte, ließ die Gemeinde Laternen installieren.
Ähnlich läuft es mit der fehlenden Post-Niederlassung: Da sich Fahr nicht abspeisen lassen will, schaltete er einen Anwalt ein. Mittlerweile sei Biessenhofen in hohen Postkreisen bekannt berichtet der Bürgermeister, der auch als Kreisrat großes Ansehen genießt. Anerkannt wird dies auch von den Wählern: Vor vier Wochen bestätigten ihn die Biessenhofener mit 93 Prozent. Auf seine nächste Amtszeit bezieht sich auch Fahrs Geburtstagswunsch: 'dass die nächste sechs Jahre im Gemeinderat genauso gut sind, wie die vergangenen sechs.'
Privat wünscht sich der Torwart des Ostallgäuer Bürgermeister-Fußballteams, frühere Handballer und Tischtennisspieler, der nun den Sport fast nur noch von der Tribüne aus erlebt, vor allem den 'Erhalt der Gesundheit von mir und meiner Familie'. Dazu gehören neben seiner Frau Erna auch die beiden erwachsenen Söhne und eine Tochter. Mit 60 in die nächste Amtszeit: Erwin Fahr hat erneut viele Pläne. Dazu gehört auch der Hochwasserschutz an der Kirchnach. Foto: Held