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Notgeburt statt Besamung

Günzach / Trampoi

Notgeburt statt Besamung

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    Wie schnell sich der Terminplan eines Tierarztes ändern kann, wurde gestern bei Dreharbeiten des Bayerischen Fernsehens klar. Statt wie geplant zu einer Besamung in Hauprechts bei Ebersbach eilte Dr. Josef Hofer - mit einem sechsköpfigen BR-Filmteam - zur erfolgreichen Notgeburt eines kleinen Kälbchens in Trampoi.

    Drei Tage lang ist das Team im Allgäu, um den Günzacher Landtierarzt zu begleiten. "Dabei sparen wir nichts aus", sagt Regisseur Thomas Hauswald. Weder Schweine, die morgen in Ronsberg geschlachtet werden, noch Kühe, die besamt werden. Dabei sind die TV-Leute, die für das Magazin "laVita" drehen, vor Überraschungen nicht gefeit: Eben erklärt Hauswald noch, dass der zehnstündige Drehtag bei "einer Kälbergeburt natürlich verlängert", das zehnseitige Drehbuch über den Haufen geschmissen werde, schon ist es soweit.

    Gedreht wird direkt im Stall, schließlich solle die Darstellung "so authentisch wie möglich" sein, erzählt Moderatorin Janina Nottensteiner. Die Gummistiefel haben sie, der Regisseur sowie Kameramann, Kamerafrau, Assistent und "Tonmann" im Gegensatz zum AZ-Reporter vorsorglich eingepackt.

    Die Vorsorge bewährt sich. Ob der Mist, das Fruchtwasser der gebärenden Kuh, das in Bächen auf den Boden läuft ("Zehn Liter", schätzt Tierarzt Hofer) oder der dampfende Urin der Nachbarkuh: Für Sonntagskleidung ist der Drehort ungeeignet.

    Kälbergeburten hat der Günzacher in seiner 28-jährigen Laufbahn viele erlebt, allerdings nicht alle mit Happy End. Schließlich wird er nur zu Problemgeburten gerufen. So auch gestern: Das Kälbchen hatte sich in der Gebärmutter der Kuh verdreht. Ohne Hofers Geburtshilfe wären beide gestorben. Doch bevor Hofer "in die Kuh" greift, Kopf und Fuß erspürt und das Kalb mit einem kurzen Seil herauszieht, waschen er und Nottensteiner das Kuhhinterteil mit Seifenlauge. Hygiene muss sein, auch im Kuhstall.

    Dass Kuhliebhaber Hofer, der auf einem Hof aufwuchs, seinen Beruf mag, merkt man dann an seiner Freude über die geglückte Geburt. "Ein Männchen, ein Stierkalb", ruft Hofer. Doch wer glaubt, dass der Dreh mit der OP ein Ende hat, war nie beim Film. Ob für die "Totale" im Stall oder den rechten Satz zur rechten Zeit: Manch eine Szene wird mehrfach gedreht. "Dass ein Dreh so aufwendig ist, habe ich nicht gedacht", meint Hofer.

    Sinn der Darstellung sei, zu zeigen, so Hauswald und Nottensteiner, warum der Tierarzt "mit Herzblut" in seiner körperlich schweren Arbeit steckt, obwohl die Verdienstmöglichkeiten dabei nicht sehr groß sind. Viele Tierärzte behandelten lieber Hunde und Katzen. Der Berufsstand Großtierarzt sei vom Aussterben bedroht, sagt Hauswald.

    Die laVita-Sendung "Der Tierarzt und das liebe Vieh" wird am Donnerstag, 17. Juni, um 19 Uhr im BR ausgestrahlt (Wiederholung: 18. Juni, 11.45 Uhr)

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