mit 16 Mitarbeitern Aus der Taufe gehoben Frater Gerhard als 'Geburtshelfer'Von Arno Späth Füssen/Marktoberdorf Seit Mittwoch gibt es im südlichen und mittleren Landkreis Ostallgäu eine Notfallseel-sorge. Die Dekanate Füssen und Marktoberdorf arbeiten bei dieser 'ersten Hilfe für die Seele' Hand in Hand. Insgesamt 16 Priester, Diakone und kirchliche Mitarbeiter beider Konfessionen sagten ihre Bereitschaft zur Mitarbeit in der Notfallseelsorge zu. Sie stellten ihren ersten Notfall-Dienstplan auf.
Im Bereich Kaufbeuren gibt es die Notfallseelsorge schon länger. Im südlichen und mittleren Ostallgäu wird zwar schon seit einem Jahr davon gesprochen. 'Nägel mit Köpfen' machten die Initiatoren im Bereich der Hilfskräfte und Kirchen aber erst in der jüngeren Vergangenheit. Nun führten die bisherigen Vorarbeiten im Pfarrheim von 'Zu den Acht Seligkeiten' in Füssen-West zur 'Geburt' der Notfallseelsorge. Beauftragter für die Notfallseelsorge im Dekanat Füssen ist Pfarrer Hans-Ulrich Schneider (Füssen-West), im Dekanat Marktoberdorf Pfarrer Michael Schrode, Bernbach/Bidingen.
'Geburtshelfer' war Frater Gerhard Ippisch von den Maristenschulbrüdern in Mindelheim. Der 39-Jährige ist Diözesanbeauftragter für die Notfallseelsorge. Er reist zwischen dem Allgäu und dem Ries, zwischen Ammer- und Bodensee von Ort zu Ort, um beim Aufbau der Notfallseelsorge in den Dekanaten beratend zur Seite zu stehen.
'Die Notfallseelsorge hängt stark von Christus ab, den wir an vorderster Front verkörpern', machte Frater Gerhard deutlich. Ein Notfallseelsorger muß aber kein Priester sein. Vor katholischen und evangelischen Priestern, kirchlichen Mitarbeitern und Vertretern verschiedener Rettungsdienste ließ Frater Gerhard jedoch keine Zweifel aufkommen, dass der Dienst in der Notfallseelsorge vom 'Programm unseres Gottes' geprägt wird: 'Ich bin da'. Dasein für Unfallopfer, für deren Angehörige, aber auch für erschöpfte Helfer. Frater Gerhard ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Mindelheim und seit Jahren in der Notfallseelsorge aktiv. Er erzählte Beispiele aus seiner bisherigen Erfahrung und machte seinen neuen 'Kollegen' bewusst: 'Das sind dramatische Erlebnisse'. Der Notfallseelsorger müsse nicht der erste am Einsatzort sein. Aber er solle nach Feuerwehr, Notarzt und anderen Hilfskräften 'dann möglichst bald' da sein.
Die Aufgaben des Notfallseelsorgers reichen beispielsweise nach einem Verkehrsunfall von der Betreuung unverletzter Beteiligter bis zur Versorgung der Verstorbenen und die Begleitung von Angehörigen, die am Einsatzort sind oder dorthin kommen. 'Die Notfallseelsorge ist zeitlich eingeschränkt, länger als drei Stunden sollte der Einsatz nicht dauern', betonte Frater Gerhard. Patentrezepte? 'Es gibt keine', stellte er fest. Die Notfallseelsorge sei immer geprägt durch das 'Ich bin da'.
Signalgelbe Westen
Beim Verkehrsunfall am Dreikönigstag bei Seeg, bei dem ein Toter, fünf Schwer- und ein Leichtverletzter zu beklagen waren (die AZberichtete), wurde der Füssener St.-Mang-Diakon Fredl Hofmann zum ersten Mal zu einem Einsatz als Notfallseelsorger gerufen. Die Füssener Altstadt-Bürgergemeinschaft 'Schindau' stattete ihn bereits im vergangenen Jahr mit einer wind- und wetterfesten Jacke aus. 'Notfallseelsorge' steht auf ihrem Rücken. Westen mit der gleichen Aufschrift und in der gleichen signalgelben Farbe erhalten auch alle anderen Notfallseelsorger im Bereich der Dekanate Füssen und Marktoberdorf.
Gesponsert wurden sie von der Sparkasse Ostallgäu; ebenso ein Handy, das laut Dienstplan von einem zum andern wandert: Der Notfallseelsorger soll rund um die Uhr erreichbar sein. Alarmiert wird er von der Rettungsleitstelle oder durch den jeweiligen Einsatzleiter an der Unfallstelle.