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Nostalgie in Zeiten von Smartphones und PS-4: Das Puppentheater in Kaufbeuren

Marionetten

Nostalgie in Zeiten von Smartphones und PS-4: Das Puppentheater in Kaufbeuren

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    Nostalgie in Zeiten von Smartphones und PS-4: Das Puppentheater in Kaufbeuren
    Nostalgie in Zeiten von Smartphones und PS-4: Das Puppentheater in Kaufbeuren Foto: Stephan Michalik

    Die Konstruktion ist etwas wackelig, aber stabil. Über eine Alu-Treppe ohne Geländer geht es hinauf auf das gut zwei Meter hohe Gerüst aus Holzbrettern und Latten. Von hier aus werden die Puppen an Drähten hinuntergelassen auf die Bühne. Über eine Brüstung gebeugt, hauchen die Puppenspieler am Puppentheater Kaufbeuren ihren Marionetten Leben ein.

    Man merkt dem Team an, dass Puppenspielen eine Herzensangelegenheit ist. Stolz führt Theaterleiterin Waltraud Funke (72) uns im Theater herum, zeigt uns die Ausstellungsvitrinen mit historischen Marionetten. Seit 1957 gibt es den Puppenspielverein in Kaufbeuren, seit 1981 finden die Vorführungen im Puppentheater in der Wagenseilstraße statt.

    Jahrzehnte später kommt es oft vor, dass mehrere Generationen einer Familie im Publikum sitzen. Der Opa, der seinen Sohn damals ins Puppentheater mitgenommen hat, der wiederum seine kleine Tochter zum ersten Mal mit ins Theater nimmt. Und gleichzeitig selbst in Kindheitserinnerungen schwelgt. Denn vieles ist dort nach wie vor wie früher. Das passt zur familiären Atmosphäre des Puppentheaters. Die Mitarbeiter machen fast alles selbst: die Pflege und Reparatur der Puppen, das Spiel der Marionetten, das Einsprechen der Rollen.

    Allerdings hat sich auch einiges getan. Die dreiteilige Bühne zum Beispiel, die das Wechseln der Bühnenbilder im Vergleich zu früher extrem erleichtert und die Anzahl der Umbaupausen stark reduziert. Die Technik dagegen mutet eher nostalgisch an. Die Stücke sind vorher eingesprochen, die Puppenspieler bewegen die Puppen synchron zum Ton, der von analogen Bandmaschinen kommt. Computer sind keine zu sehen, alles läuft per Hand.

    In Zeiten von Smartphones und Spielkonsolen, die in hochauflösender Qualität realistische Grafiken bieten, wirken die ruppigen Bewegungen der Holzpuppen schon sehr altmodisch. Aber genau das, zusammen mit dem leicht rauschenden Tonbandklang und der vergleichsweise langsamen Erzählgeschwindigkeit, lässt einen erst so richtig eintauchen in die Märchen von Rumpelstilzchen, Frau Holle und dem tapferen Schneiderlein.

    Den Vorteil des Puppentheaters gegenüber der heimischen Spielkonsole oder dem Fernseher sieht Direktorin Waltraud Funke im Gemeinschaftserlebnis. Sie beobachtet, dass die Kinder "sich im Theater noch mit den anderen Kindern identifizieren können, sie können kommunizieren, was mit diesen ganzen technischen neuen Sachen so nicht mehr möglich ist."

    Über die Eintrittsgelder alleine könnte sich das Puppentheater nicht finanzieren. Wie bei fast allen Theatereinrichtungen, läuft auch hier viel über Zuschüsse aus verschiedenen Quellen. Die Stadt Kaufbeuren beispielsweise unterstützt das Theater und Spenden sind ebenfalls hilfreich.

    Das Rumpelstilzchen tritt diesen Sonntag (15.03.2015) um 16 Uhr vorläufig zum letzten Mal auf, dann übernimmt Rumpelstilzchens Kollegin Rotkäppchen. Alle Details finden Sie im Spielplan des Puppentheaters Kaufbeuren.

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