Nachgefragt Beim Gesundheitsamt Ostallgäu: Noroviren waren 2009 eine häufige Krankheitsursache. Und heuer gibt es in Bayern schon mehr Fälle als im gesamten vergangenen Jahr, heißt es beim Robert-Koch-Institut und bei der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK). Spätestens seit dem wegen der Viren geräumten Zeltlager von Jugendlichen am Hopfensee stellt sich die Frage, ob die Noroviren auch im Ostallgäu eine Gefahr darstellen. Wir sprachen darüber mit Dr. Christian Hellmich vom Gesundheitsamt.
Mit bislang 21905 gemeldeten Erkrankungen an Noroviren wird in Bayern heuer ein Anstieg verzeichnet (2009 gab es insgesamt 21588 Fälle). Sind auch im Ostallgäu die Noroviren "auf dem Vormarsch"?
Hellmich: Ja. Wie aus Statistiken des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hervorgeht, ist sowohl im Bezirk Schwaben als auch im Landkreis Ostallgäu eine deutliche Zunahme von rund 50 Prozent der Neuerkrankungsrate gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zu verzeichnen. Heuer wurden bis jetzt 532 Fälle im Ostallgäu gemeldet.
Welche Symptome treten bei einer Infektion mit Noroviren auf?
Hellmich: Das Krankheitsbild ist gekennzeichnet durch Übelkeit, schwallartiges Erbrechen und Durchfall. Auftreten können aber auch Bauchkrämpfe, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber. Eine Infektion mit Noroviren ist für den Einzelnen wegen des akuten Brechdurchfalls höchst unangenehm, aber meist nach wenigen Tagen überstanden. Allerdings besteht Ansteckungsgefahr bis zu 48 Stunden nach Abklingen der Symptome.
Auf Besuche verzichten, so lange der Brechdurchfall anhält
Was sollte man tun, wenn der Verdacht auf eine Infektion besteht?
Hellmich: Wichtig ist es, eine weitere Verbreitung der Viren zu vermeiden. Bei Verdacht auf eine Norovirusinfektion in Schulen, Kindergärten und ähnlichen Einrichtungen müssen Kinder und Jugendliche mit Symptomen deshalb umgehend von Angehörigen abgeholt werden. Außerdem sollte man Erbrochenes mit einem Einmalwischlappen entfernen und die verschmutzte Fläche gründlich reinigen. Dabei sollte man gerade auch die Türklinken nicht vergessen: Über diese können sich die Noroviren leicht verbreiten. Sich selbst muss man beim Putzen durch Gummihandschuhe schützen.
Was kann man sonst tun, um eine Ansteckung zu vermeiden?
Hellmich: Vor allem Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser und Altenheime, aber auch alle anderen Einrichtungen mit viel Kundenverkehr sollten jetzt verstärkt darauf achten, ihre Hygienemaßnahmen auf hohem Niveau zu halten. Wer erkrankt, sollte unbedingt daheim bleiben und auf Besuche verzichten, solange der Brechdurchfall anhält. Auch sollte man selbst bei leichtem Durchfall und leichter Übelkeit derzeit unbedingt davon absehen, Patienten im Krankenhaus oder Bewohner eines Seniorenheims zu besuchen. Diese verkraften eine Infektion ungleich schwieriger. (hkw)