Kempten (pa). - Wer noch nicht viel länger als zwei Jahre in Kempten wohnt, wird den Begriff 'Nordspange' wahrscheinlich noch nie gehört haben. Denn lange Zeit war es still geworden um den umstrittenen Plan, eine Straßenverbindung zwischen der Memminger Straße über die Iller hinweg zum Gewerbegebiet Ursulasried zu bauen. Jetzt kommt das Thema im Zusammenhang mit der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans wieder auf den Tisch, den Auftakt dazu bildete eine Verkehrsuntersuchung. Den Auftrag für das Gutachten, das jetzt im Verkehrsausschuss vorgestellt wurde, hatte die Stadt dem Ulmer Büro Modus Consult erteilt. Dabei ging es, betonte OBDr. Ulrich Netzer, noch nicht um die Frage, ob die 'Querspange Nord' gebaut werden soll, was sie kosten würde oder ob sie überhaupt realisierbar wäre. Untersucht wurde zunächst lediglich, zu welchen Verkehrsverlagerungen und -entlastungen anderer Straßen und Knotenpunkte es dadurch käme. Dazu hat man, so Reiner Neumann von Modus Consult, zuerst auf der Basis einer umfangreichen Verkehrszählung und -befragung vom November 2002 im Kemptener Norden den Istzustand fwestgestellt. Demnach ist, jeweils über einen Zeitraum von 24 Stunden, der Berliner Platz mit über 55000 Fahrzeugen der am meisten belastete Knotenpunkt, gefolgt von der Kreuzung Adenauerring/Rottachstraße mit 43000 Fahrzeugbewegungen.
Schlagader Kaufbeurer Straße Auch auf der Kaufbeurer Straße brummt der Verkehr mit durchschnittlich fast 29000 Fahrzeugen am Tag. Auf dem Adenauerring sind westlich des Berliner Platzes täglich 31000 Fahrzeuge unterwegs. Dagegen fällt die Memminger Straße mit knapp 17000 Fahrzeugen deutlich ab. In einer Prognose für das Jahr 2015 geht Neumann davon aus, dass die Motorisierung in Kempten und dem Oberallgäu noch einmal um rund ein Zehntel zunehmen wird. Außerdem hat der Experte dabei auch die Bevölkerungs- und Arbeitsplatzentwicklung berücksichtigt. Und daraus die zusätzliche Belastung der Hauptverkehrsstraßen im Norden der Stadt errechnet. Falls die Nordspange nicht gebaut wird, würde demnach der Verkehr auf der Kaufbeu-rer und der Memminger Straße um bis zu 19 Prozent steigen, auf dem Adenauerring betrüge der Zuwachs 15 Prozent. Noch stärker nähme der Verkehr im Gewerbegebiet (Daimler-, Diesel-, Zeppelinstraße) zu. Dagegen würde die Querspange andere Straßen mehr oder weniger deutlich entlasten. Je nachdem, ob man die kleinere Variante - von der Memminger Straße bis zur Dieselstraße - oder die größere Version (bis zur Daimlerstraße) wählt. Dabei würden sich, so Neumann, zwischen 9700 und 12800 Kraftfahrer täglich einen anderen Weg suchen als heute. Dadurch würden vor allem die Kaufbeu-rer Straße um bis zu 27 Prozent oder 7000 Fahrzeuge und der Adenauerring (minus 23 Prozent/8400 Fahrzeuge) entlastet. Auch für den Berliner Platz ergäbe sich dadurch unter dem Strich, trotz weiter anschwellender Verkehrslawine aus anderen Richtungen, eine 'echte' Entlastung. Steigen würde dagegen das Verkehrsaufkommen im südlichen Teil der Memminger Straße bis zum Anschluss der Spange: Um vier Prozent bei der kleinen und um 16 Prozent bei der großen Lösung.