Kempten (pa). - In der verfahrenen Situation an der Nordschule ist gestern eine überraschende Wende eingetreten. Die insgesamt 90 Erstklässler werden nun nämlich doch, wie es die Eltern gefordert hatten, auf vier Klassen aufgeteilt. Dafür kommt die umstrittene Sprachlerngruppe nicht zu Stande. 'Wir sind einfach sehr glücklich darüber, dass diese Sache nicht zu Lasten unserer Kinder geht,' lautete die erste spontane Reaktion der Elternbeirats-Vorsitzenden Christine Knedlitschek auf diese Nachricht. Zunächst waren, wie mehrfach berichtet, an der Nordschule nur drei Klassen mit je 30 Kindern gebildet worden. Allerdings war vorgesehen, dass etwa elf Kinder mit 'nichtdeutscher Muttersprache' während der meisten Zeit in einer Sprachlerngruppe von einer speziell dafür abgestellten Lehrerin intensiv betreut werden sollten. Das wiederum hatte ein Teil der betroffenen Eltern als Ausgrenzunng empfunden. Auch Gruppen, die sich im Stadtteil Thingers um Integration bemühen, nannten diesen Plan 'kontraproduktiv'. Wobei aber 'insbesondere die Art und Weise der Umsetzung' bemängelt wurde. Wegen der 'unzureichenden Vorbereitung und verspäteten Darstellung' durch die Schule, räumt auch Stadtschulrat Hans Grob ein, hätten nur die Eltern von fünf Kindern 'vom Vorteil dieser Fördermaßnahme überzeugt werden können.' Bei den Eltern der übrigen sechs Kinder gelang das weder Schulleiter Hans-Martin Huss noch Grob selber. Fünf Schülerinnen und Schüler, so Grob, wären für eine Sprachlerngruppe aber zu wenig gewesen und hätten auch keine spürbare Entlastung der drei Stammklassen bedeutet. Rechtlich wäre es zwar möglich gewesen, dieanderen sechs Kinder auch ohne Einverständnis der Eltern der Förderguppe 'zuzuweisen'. Doch habe man davon 'aufgrund der aktuell schwierigen Situation Abstand genommen.' Schließlich hatten Kultusministerium und Regierung von Schwaben 'die Entscheidung in die Zuständigkeit des staatlichen Schulamtes' in Kempten zurückgegeben. Wo man gestern, so dessen Leiter Hans Grob, 'nach Abwägung aller Argumente' zu dem Ergebnis gekommen sei, dass die Bildung einer weiteren Klasse in der vertrackten Situation die einzige Möglichkeit sei, wieder 'zu einem konstruktiven Miteinander zurückzukehren'.
Neuer Anlauf im nächsten Jahr Trotz dieser Einzelfall-Entscheidung, stellt Grob allerdings klar, sei man weiterhin von der Wirksamkeit von Sprachlernklassen überzeugt. Schließlich finde dieses neue Fördermodell an rund 100 Schulen in Bayern, darunter auch die Kemptener Suttschule, volle Akzeptanz. Deshalb werde man im nächsten Schuljahr auch an der Nordschule einen neuen Anlauf unternehmen. Wobei dann aber die Schulaufsicht dafür sorgen werde, dass 'nicht wieder so ein Debakel passiert' Grundsätzlich übrigens, sagt Christine Knedlitschek, betrachten auch die Eltern Sprachlernklassen durchaus positiv: 'Eine ordentliche Vorbereitung vorausgesetzt.'