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Noch einmal, ganz anders

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    Nadja Stiller hat mit Kraut und Rüben 'Peter Pan' neu einstudiert. Von Stefan Dosch Kaufbeuren Für Kraut und Rüben ist 'Peter Pan' so etwas wie ein hauseigener Mythos. Neun Jahre ist es her, dass das Kaufbeurer Kinder- und Jugendtheater, damals noch am Anfang seiner Erfolgsgeschichte, das berühmte Stück über den Jungen, der fliegen kann, auf die Bühne brachte. Unvergessen die Aufführung für alle, die dabei waren, und all die jungen, nachgerückten Spieler lauschen andächtig den Berichten dieser frühen Sternstunde.

    Verständlich, dass Nadja Stiller ein mulmiges Gefühl beschlich, als feststand, dass sie als Regisseurin sich an 'Peter Pan' wagen sollte. Würde eine Neuinszenierung dem Vergleich mit jener alten Produktion standhalten? Problematisch war für die Kulturwerkstatt-Mitarbeiterin auch, dass jede 'Peter Pan'-Inszenierung auf dem Theater es mit den Bilderwelten des Disney-Zeichtrickfilms und mit Steven Spielbergs 'Hook'-Verfilmung aufnehmen muss. Was freilich auch positive Seiten hat, denn die Gestalt des Jungen aus der Feder von James Matthew Barrie ist ein Zugpferd sondergleichen bei Kindern wie Erwachsenen. Und so schalteten schließlich auch bei Kraut und Rüben die Signale auf Grün.

    Die ersten Annäherungsversuche der Kraut-und-Rüben-Unterabteilung Grünkohl, einer Gruppe von Elf- bis Vierzehnjährigen, an 'Peter Pan' führten aber erst mal ins Dilemma. Für Nadja Stiller und ihre jungen Spieler stellte sich nämlich heraus, dass das Stück nicht auf jene poetisch-märchenhafte Weise zu realisieren sein würde, wie das in der \'92er Inszenierung der Fall war. Also vollzog die Regisseurin eine radikale Kehre, siedelte die Handlung nicht in zauberhaften Welten an, sondern im realistischen Hier und Jetzt: Peter Pans Niemandsland ist eine Müllkippe, und die Piraten um Cäpt\'n Hook treten nicht in romantischen Seeräuberklamotten, sondern in schwarzer Leder-kluft auf. In Reaktionen mancher Probenbesucher hat Nadja Stiller bereits mitbekommen, dass dies ein wenig schockierend ist für alle, die mit 'Peter Pan' traumhaftes Märchentheater assoziieren.

    Von wegen Kinderkram

    Dass 'Peter Pan' ein Stück ist, das man in einer bestimmten Schublade vermutet, haben unfreiwillig auch einige der jungen Akteure kundgetan, als sie bei der Verkündung, was nächstens einstudiert werde, von 'Kinderkram' sprachen. Bei den Proben stellte sich freilich heraus, dass 'Peter Pan' durchaus schwierig auf die Bühne zu bringen ist. So schwierig, dass zu den Spielern von Grünkohl noch einige Akteure älterer Jahrgänge hinzustießen.

    Eines hat Nadja Stiller in den fünf Jahren, seit sie nun bei der Kulturwerkstatt arbeitet, noch nicht erlebt: Dass bei einer Neueinstudierung keiner den Part der Hauptfigur übernehmen will. Könnte am üppigen Text liegen, den der Darsteller zu lernen hat, mutmaßt die Regisseurin und erzählt, dass sich schließlich doch Till Nißle dazu bereitgefunden hat. Ein bisschen 'fliegen' wird Nißles Peter Pan übrigens sehr wohl ­ Zeichen dafür, dass die Inszenierung bei allen Neuerungen nicht völlig auf phantastische Elemente verzichtet.

    i Aufführungen in der Kulturwerkstatt am 21. und 22. Dezember, am 5., 10. und 11. Januar um 19 Uhr, am 23. Dezember und am 6. Januar um 15 Uhr. Karten bei Lotto und Toto Maurus, (0 83 41) 23 13. Wenn sich am Freitag in der Kulturwerkstatt der Vorhang hebt zur Premiere von 'Peter Pan', so wird in der Inszenierung von Nadja Stiller ein Stück zu sehen sein, das mit eingefahrenen Vorstellungen bricht. Foto: hildenbrand

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