Flauschige Schäfchenwolken necken die Sonne, ein leichter Föhnwind fächelt die weißen Altartücher. Vor dem großen (mobilen) Holzkreuz unterhalb des Kanzelwandgipfels haben sich fast 2500 Menschen in Wanderkleidung oder Tracht versammelt zum Berggottesdienst anlässlich der 11. internationalen Älplerletze.
Auf dem Hang gipfelwärts stehen 35 Bläser der Euregio-Alphorngruppe. Sie setzen unter der Leitung von Paul Knoll die musikalischen Akzente des ökumenischen Wortgottesdienstes.
Toni Vogler, Altbürgermeister von Fischen, hat sich einen Hangplatz gesichert und erzählt, er sei jedes Mal auf der Älplerletze. Neben ihm steht der Sonthofer Architekt und Stadtrat Wolfgang Deppe: "Ich bin jeden Sonntag im Berg - das ist meine Kathedrale", sagt er. Der Gottesdienst wird zelebriert vom katholischen Pfarrer Konrad Natter aus Riezlern und seinem evangelischen Amtskollegen Hartmut Lauterbach aus Hirschegg. Zuvor hat der Kleinwalsertaler Bürgermeister Andi Haid das "Letzele" als einen großen Tag für die Alpwirtschaft bezeichnet. Der Oberallgäuer Landrat Gebhard Kaiser unterstreicht die Bedeutung der Alpwirtschaft für die Kulturlandschaft: "Die Landschaft ist unser Kapital."
Immer etwas Besonderes
Beeindruckt zeigte sich hernach der schwäbische Regierungspräsident Karl Michael Scheufele. Zwar sei er nicht zum ersten Mal bei einer Älplerletze, aber der Abschluss des Alpsommers sei immer etwas Besonderes. "Der Klang der Alphörner bei einem Gottesdienst in den Allgäuer und Kleinwalsertaler Bergen ist nicht zu übertreffen." Dorit Fuhrmann (49), Urlauberin aus Potsdam, hat heute zum ersten Mal das Alphorn live erlebt und ist schon nach den Proben sehr angetan. "Überwältigend", strahlt Erna Münch aus Mannheim. Die 76-Jährige macht Urlaub in Fischen und ist zum ersten Mal auf einer Älplerletze.
Aber nicht nur die Besucher freuen sich an dem frühherbstlichen Fest mit den spätsommerlichen Temperaturen. Auch die Mitwirkenden sind heute gern auf der Kanzelwand. So wie Thomas Berkmann von der Alphornbläsergruppe Wiggensbach. "Na klar", meint der 44-Jährige, der seit etwa sieben Jahren das Naturinstrument bläst. Denn "da draußen ist der schön, der Sound." Nach dem Gottesdienst und einer Brotzeit spielen er und seine beiden Kollegen an der Bergstation in knapp 2000 Metern Höhe, die anderen neun Gruppen verteilen sich im Gelände. Am Nachmittag treffen sich dann alle zum Gemeinschaftskonzert und zur traditionellen Schellenverlosung.