Von Philomena Willer Füssen 'Im Vorjahr hätte man einen Starkoch einladen sollen', meinte Helmut Domnik im Rückblick auf die damals sparsam besuchte Vernissage. Diesmal schaute der Vorsitzende des Berufsverbands bildender Künstler Schwaben-Süd zufrieden in die große Runde der Gäste. Zusammen mit dem Kulturamt der Stadt hat der Verband die Ausstellung 'Aktuelle Kunst im Museum' organisiert, die seit dem Wochenende im Museum der Stadt Füssen zu sehen ist.
Bis zur letzten Minute arbeitete die Jury an Auswahl und Hängung, ließ Kulturamtsleiter Thomas Riedmiller bei der Vernissage wissen. Wenn sie auch ein Überblick über das Kunstschaffen im Allgäu biete, so hätte doch noch mehr angeliefert werden können, meinte er, und Helmut Domnik sprach in eleganter Umschreibung davon, dass 'eine größere Dichte' gut getan hätte. Dies bezog sich vor allem auf den Bereich der Plastiken, die im Refektorium viel Luft ließen.
Vier zusätzliche Räume
Eindeutig ein Gewinn ist die Vergrößerung durch vier zusätzliche Räume mit Platz für die Werke von dreißig Künstlern. Damit wird die Ausstellung, die allerdings nur zwei Wochen läuft, zur Schau aktueller Strömungen und ermöglicht es, Werke im großen Format zu zeigen. Auf die einzelnen Räume verteilt, waren sie Anziehungspunkte für die Besucher, die sich vor Werner Wagners großflächigen 'Fruchtkapseln' in verschiedenen Techniken auf Edelstahlgeflecht sammelten. Oder vor Dorothea Fischer Naefs starkfarbig-expressivem Acrylbild 'Abgeerntet'. Die Schweizerin, die zuvor gewebte Bildteppiche gestaltete, bereichert die Allgäuer Kunstszene wie Tomislav Paunkovic. 'Bio I und II' nennt der aus Belgrad stammende und jetzt in Jungholz arbeitende Künstler seine Ölgemälde in 'altmeisterlicher Lasurtechnik', Früchte die man pflücken möchte, wären sie nicht vom Wurm der Zerstörung angefressen. Eindrucksvoll als Spiegelung der neuesten Entwicklung die Komposition von Naturelementen von Matthias Kroth, einem Meister der großformatigen Malerei. Gerne traf man Bekannte wie Manfred Maussner, Karlheinz Klos, Manfred Küchle mit ihren neuen Werken oder das Künstlerpaar Eunice und Peter Huf, Symbole und Geometrie bei ihm, beinahe monochrome Farbabstufungen bei ihr. Noch eindeutiger Wolf Maurers 'Rot', der mit Peter Schlossers Zeichensprache, Eva Anderssons auf Kleinstformat reduzierte Fantasie und Barbara Perras’ kraftvollen Collagen den Füssener Raum repräsentiert.
In den kleinen Formaten, Graphiken, Radierungen, Federzeichnungen fällt die Vorliebe zum Dialog zweier Objekte auf, sei es der Vorliebe der Juroren zuzuschreiben oder dem Streben der Künstler nach komplementärem Ausdruck. Bei den Plastiken dominiert neben Johannes Böhnleins Stelen die Büste der Immenstädter Holzbildhauerin Waltraud Funk 'Was bleibt'. Reizvoll daneben die 'Blütenblätter', eine Tonskulptur von Cornelia Sayle. Von Marion Werner, Steingaden, wurde eine 'Nana'-ähnliche Holzplastik ausgewählt.
Überraschungen dabei
Das heute fast übliche 'ohne Titel' hätte sich mancher Besucher gern weggewünscht, doch war der allgemeine Tenor bei der Erstbesichtigung: die regionale Werkvorstellung bietet Überraschungen, spiegelt aktuelle Entwicklungen wider und ist auf jeden Fall sehenswert.