Marktoberdorf(sg). - Damit hatte keiner gerechnet: Nach der verlorenen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen (NRW) kündigte SPD-Kanzler Gerhard Schröder eine auf diesen Herbst vorgezogene Bundestagswahl an. 'Ich war natürlich genauso davon überrascht wie alle', sagt der Marktoberdorfer SPD-Vorsitzende Wolfgang Hannig. Bevor aber 'Deutschland wegen der veränderten Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat eineinhalb Jahre in absolute Starre verfällt', so Hannig weiter, finde er den Schritt konsequent. Für den Ortsverein der CSU, Robert März, ist diese Entscheidung 'das Richtige für Deutschland' und für Grünen-Vorsitzenden Axel Maaß ein 'Coup der taktischen Art'. Kritik am Vorgehen des Kanzlers und seines Parteivorsitzenden kommt aus den eigenen Reihen. Die Ostallgäuer Bundestagsabgeordnete Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk verurteilte gestern Schröders Vorgehensweise. Diese Entscheidung 'einsam' getroffen zu haben finde sie nicht richtig. 'Wir hätten eigentlich Zeit gebraucht, um zu überlegen, was die neunte Wahl-Niederlage der SPD in Folge für unseren weiteren Kurs bedeutet'. Ganz anders ihr Bundestagskollege aus der Opposition, Kurt Rossmanith gegenüber unserer Zeitung: 'Jeder Tag, den wir früher aus diesem politischen Chaos der rot-grünen Regierung herauskommen, ist ein Gewinn', so der Ostallgäuer CSU-Vertreter in Berlin. Für die Union sehe er beste Chancen auf ein gutes Wahlergebnis. Ein Vorziehen der Wahl müsse allerdings auf verfassungsrechtlich guten Beinen stehen. Ob die SPD bei den vorgezogenen Wahlen Chancen auf einen Sieg hat - da hat der SPD-Vorsitzende Wolfgang Hannig seine Bedenken. Er hatte sich eigentlich auf ein Jahr frei von Wahlkämpfen eingestellt. 'Jetzt gilt es erst einmal das Verfahren abzuwarten, das eine vorgezogene Bundestagswahl erst ermöglicht', sagt Hannig. Aber bereits bei der Vorstandssitzung in der kommenden Woche wird laut Hannig ein möglicher Wahlkampf vor Ort Thema sein.
Ab sofort Wahlkampf vor Ort 'Wir werden uns ab sofort auf einen Wahlkampf einstellen', sagt Axel Maaß. Er habe befürchtet, dass die Landtagswahl in NRW zu Ungunsten von Rot-Grün ausgehen könnte. Dass eine Neuwahl in Erwägung gezogen werden könnte, sei bei ihm als Gedanke bereits da gewesen. Dennoch habe auch ihn die Nachricht am Sonntag abend überrascht. Taktisch sei diese Entscheidung aus seiner Sicht richtig; denn im Bundesrat müssten klare Verhältnisse her. 'Wenn bei der Wahl andere Mehrheitsverhältnisse geschaffen werden, ist das zu akzeptieren', meint Maaß. Die Grünen machten auch in der Opposition gute Politik. Für ihn allerdings gebe es 'zu Rot-Grün keine Alternative'. Dass Angela Merkel nun für das Kanzleramt nominiert wird und auch Kanzlerin wird - davon geht der CSU-Vorsitzende Robert März aus. Der Bürger entscheide nun, wer die bessere Kompetenz für die Problemlösung in Deutschland besitze, das sich in der prekärsten Lage in der Nachkriegszeit befinde. Die Basis brauche noch Zeit, sich auf die mögliche Neuwahl einzustellen. Jede Partei sei nun gefordert, ihr Konzept darzustellen und dafür einzutreten. Schon jetzt steht für März aber fest: Ohne gravierende Einschnitte gibt es keine Lösungen.