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Neujahrsschreier hoffen morgen auf offene Türen

Brauchtum

Neujahrsschreier hoffen morgen auf offene Türen

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    Neujahrsschreier hoffen morgen auf offene Türen
    Neujahrsschreier hoffen morgen auf offene Türen Foto: Markus Röck

    "A guats nuis Johr alle mitand!" - so schallt es seit Urzeiten am Neujahrsmorgen durchs Pfrontner Tal. In der "Inner Pfarr", also den südlichen Ortsteilen, eingeleitet durch ein frommes "Gelobt sei Jesus Christ." Und wenn es nach Jonas (9), seiner Schwester Hanna (8) und ihrer Freundin Anna-Lena (8) geht, die morgen früh wieder in Kreuzegg unterwegs sind, wird es diesen Brauch noch lange geben: "Es macht einfach Spaß", erzählt Jonas. Und die kleinen Gaben, die ihm die Erwachsenen in das von seiner Mama genähte Säckle stecken, helfen ihm, sein Sparschwein zu füttern, um dem einen oder anderen lang gehegten Wunsch näher zu kommen. Dafür nimmt er auch in Kauf, in winterlicher Kälte stundenlang unterwegs zu sein: "Wenn man sich gscheid anzieht, friert man nicht", weiß er aus jahrelanger Erfahrung. Nur dass viele Türen für die Neujahrsschreier nicht aufgehen, gefällt ihm nicht so gut.

    "Das wäre unser Wunsch, dass alle Häuser aufmachen", sagt Biba Sauer. Er bemüht sich mit einigen Mitstreitern, das Brauchtum lebendig zu halten. Vor allem in Neubauvierteln sei nicht mehr jedem Bewohner das Neujahrsschreien geläufig, das auch in einigen anderen Ostallgäuer Orten wie Eisenberg oder Wald noch gepflegt wird.

    Ins Säckle, nicht in die Hand

    "Was ma gera geit", nennt Josef Steiner den Tarif. Wichtig sei, die Gaben den Kindern direkt in ihre Säckle zu stecken. Schließlich seien sie keine Bettler, die die Hand aufhielten. Nicht schön ist es deshalb, einen Schein zu überreichen, dessen Wert die Kinder unter sich aufteilen sollten. Schulleiter Dr. Otto Randel besorgt sich rechtzeitig bei der Bank Münzgeld, um alle Mitglieder der rund zehn Gruppen belohnen zu können, die bei ihm in Kreuzegg vorbeischauen.

    "Man hat immer eine Kleinigkeit bekommen, auch bei denen, die selbst sehr wenig haben", erinnert sich Biba Sauer an seine eigene Kindheit in Steinach: "Das ist eine Frage der persönlichen Ehre." Tradition sei es, die Neuntklässler, die zum letzten Mal dabei sind, ein wenig besser zu entlohnen.

    Um den "Nachwuchs" kümmern sich die Kindergruppen jeweils selbst: die Größeren passen auf die Kleineren auf. Früher, erinnert sich Josef Steiner, haben die Kinder ihre kleineren Geschwister mitgenommen. Heute, wo es immer mehr Einzelkinder gibt, müssen sich diese selbst eine Gruppe suchen, der sie sich anschließen können.

    In Kappel, das durch die mitten durchs Dorf führende Bundesstraße besonders gefährlich ist, treffen sich die 20 bis 30 Neujahrsschreier seit einigen Jahren morgens an der Kirche, um gemeinsam durchs Dorf zu ziehen, erzählt Biba Sauer. Bis zum Mittag, so will es die Tradition, muss die Runde abgeschlossen sein. Dann, so Sauer, sind die meisten Kinder nach der kurzen Silvesternacht auch geschafft und gönnen sich erstmal ein Schläfchen.

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