Kaufbeuren (rm). - Ein neues Konzept für die Krankenhausseelsorge wird bei den beiden evangelischen Kirchengemeinden Dreifaltigkeitskirche in Kaufbeuren und Christuskirche in Neugablonz entwickelt. Umgesetzt wird es vom ebenfalls neuen Pfarrer Wolfgang Gruber. Der 57-Jährige gebürtige Nürnberger bringt einschlägige Erfahrungen mit und ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für evangelische Krankenhausseelsorge in Bayern. Die hiesigen evangelischen Kirchengemeinden schufen in Zusammenarbeit mit dem Dekanat Kempten zwei neue Stellen. Diakon Wolfgang Stock kümmert sich wie berichtet schwerpunktmäßig um die Eingliederung von Aussiedlern und Gruber wird sich nun verstärkt der Krankenhausseelsorge annehmen. Zusammen mit den beiden Pfarrern Peter Morgenroth und Christoph Grötzner sowie dem externen Organisationsberater Georg Lindner arbeitet das Team dafür an einem völlig neuen Konzept und will damit auch den Änderungen Rechnung tragen, die zum Beispiel die Gesundheitsreform mit sich bringt. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand Anfang des Jahres hatte Reinhard Eller als Krankenhauspfarrer gewirkt. Seine Stelle war dafür aber nur zur Hälfte vorgesehen, die andere Hälfte war der Christuskirche zugeteilt. Nun gibt es eine neue Stelle mit neuer Konzeption. Ziel sei es, so Pfarrer Grötzner, das 'seelsorgerische Netz in der Stadt enger zu knüpfen'. Zur neuen Stelle gehörten auch die Betreuung der vom Bezirkskrankenhaus ausgelagerten Wohngruppen oder die Kooperation mit sozialen Einrichtungen, wie Lebenshilfe oder Sozialstation. Ferner soll die wichtige Arbeit von Ehrenamtlichen besser unterstützt werden. Dafür sei es nötig, die Ehrenamtlichen verstärkt qualifizierend zu begleiten. Die Pfarrer in den Gemeinden seien damit wegen vieler anderer Arbeit oft überfordert. Als Gruber die Stellenausschreibung las, fühlte er sich angesprochen. Denn er hat in den vergangenen Jahren als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für evangelische Krankenhausseelsorge in Bayern und Vorsitzender der deutschen Konferenz die Leitlinien für die Krankenhaussseelsorge in Deutschland mit entwickelt, die er nun in Kaufbeuren mit umsetzen kann.
Doch auch schon bisher war Gruber nah an der Praxis dran. Er arbeitete seit 1990 am Klinikum München-Innenstadt. Zuvor war er insgesamt zehn Jahre als Krankenhausseelsorger und Leiter der Telefonseelsorge in Würzburg und Benk bei Bayreuth tätig. Seine erste Pfarrstelle hatte er nach dem Theologiestudium 1976 im niederbayerischen Eggenfelden angetreten. Mit ersten Ergebnissen der neuen Konzeption in Kaufbeuren - eine Art Pilotprojekt der Landeskirche - rechnet Gruber in drei Jahren. Klar ist dem Pfarrer bereits jetzt, dass das ehrenamtliche Engagement immer wichtiger werde, um alle Aufgaben zu erfüllen. Deshalb möchte er diesen Bereich fördern und ausbauen. Für Gläubige und Interessierte erreichbar sein wird Gruber ebenso wie Diakon Stock im neuen Seelsorgezentrum in der Ludwigstraße 24, das derzeit entsteht. Zusammen mit seiner Frau wohnt Gruber in Neugablonz. Die fünf erwachsenen Kinder sind bereits aus dem Haus. In seiner Freizeit tritt der 57-Jährige gerne in die Pedale seines Rennrads. Schon so manche seiner Predigten entstand auf dem Sattel, erzählt er. Außerdem beschäftigt er sich mit dem Thema Seelsorge und Therapie. Denn er ist überzeugt davon, dass man für die Seelsorge psychologisches Grundwissen braucht. i Die Amtseinführung von Pfarrer Gruber und Diakon Stock findet am Sonntag, 17. Oktober, in der Dreifaltigkeitskirche statt. Die Christuskirche in Neugablonz bleibt an diesem Tag geschlossen. Seinen ersten Gottesdienst zelebriert Gruber dort am 24. Oktober und eine Woche später in der Dreifaltigkeitskirche.