gewinnt Konturen Doch noch klafft in Waltenhofen eine Finanzlücke Waltenhofen (lau). Es ist viel passiert seit dem Richtfest im November: Das neue evangelische Gemeindezentrum in Waltenhofen nimmt deutliche Formen an. Nach einem Gotteshaus aber sieht das hölzerne Niedrig-Energiehaus in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße noch nicht aus. Keine Spur beispielsweise von einem Glockenturm. Unter Umständen wird die Pfarrei auch bei der Einweihung im Oktober noch aufs Geläut verzichten müssen. Denn das Geld für das 5,5-Millionen-Mark-Projekt fließt nicht so üppig, wie erhofft.
Jahrzehntelang hatte die evangelische Kirchengemeinde Waltenhofen auf den Bau eines Gotteshauses hingearbeitet (wir berichteten). Jahrzehnte, in denen man sich mit dem unpraktischen Gemeindehaus in Rauns zufrieden geben musste. Im April 1999 war es dann soweit: Der Neubau begann.
Bei einem Architekten-Wettbewerb hatten sich die Verantwortlichen schon 1993 für den Vorschlag des Münchner Büros Lichtblau entschieden: Das Gemeindezentrum Auferstehungskirche wird in ökologischer Bauweise aus heimischen Hölzern erstellt. Beispiel dafür ist die Solaranlage auf dem Dach oder die Heizung: Mit Luft aus einem rund 100 Meter langen Erdkanal wird das Gebäude ergänzt durch eine moderne Holzheizung im Winter geheizt und im Sommer belüftet.
'Das funktioniert wirklich', hat sich Dr. Paul Offenberger, Vertrauensmann des Kirchenvorstands, andernorts ähnliche Anlagen bereits angesehen. Trotzdem gebe es freilich immer wieder Skeptiker und auch Probleme mit der ungewöhnlichen Bauweise. So verzögerte sich die Errichtung der hölzernen Wände um zwei Monate .
'Lehrgeld' nennt Dr. Offenberger die damit verbundenen Mehrkosten. Lehrgeld, das der Kirchengemeinde zusätzlich auf der Seele lastet. Denn von den 5,5 Millionen Mark Gesamtkosten sind nur 3,5 Millionen aus Zuschüssen und Darlehen etwa von Landeskirche und Ministerien abgedeckt. Eine weitere Million gewinnt die Kirchengemeinde aus dem Verkauf von Grundstücken und Immobilien. Die verbleibende Million muss sie aus Eigenmitteln zuschießen. Die Hälfte davon ist bereits vorhanden 'wir sparen ja seit Jahren auf die neue Kirche hin' die restlichen 500 000 Mark aber stehen noch aus.
Überschaubare Zahlen
'Die Finanzierung liegt uns ein wenig im Magen', gibt Offenberger zu. 'Da werden wir wohl Schulden machen müssen.' Angst oder gar das Gefühl, sich bei dem Neubau verkalkuliert zu haben, habe er jedoch nicht. 'Die Zahlen sind durchaus überschaubar.' Umso mehr, als es immer wieder Geldspenden gibt: Die rund 100 Mitglieder des eigens gegründeten Kirchenbauvereins steuern jeweils 80 Mark Jahresbeitrag bei. Ein Kuchenverkauf ergab rund 1000 Mark Gewinn. Die Sängerkameradschaft Waltenhofen stiftete 3000 Mark aus ihrem Jubiläums-Konzert .
Und es sind weitere Benefizveranstaltungen. Freilich alles nur Tropfen auf den heißen Stein 'aber doch Zeichen, die uns Mut machen und helfen', so Offenberger optimistisch. Vielleicht, ergänzt er, finde sich ja doch noch ein Sponsor, der etwa den geplanten Glockenturm übernimmt. Rund 20 000 Mark sind für die Holzkonstruktion mit Geläut angesetzt. Eine Ausgabe, die die Kirchengemeinde unter Umständen auf spätere Jahre verschieben will. Obwohl sie es sehr bedauern würde, wenn zur Einweihung am 8. Oktober keine Glocken ertönten.