Streng abgeschirmt ist beim er Schlepperhersteller Fendt der Bereich Forschung und Entwicklung. Was sich dort tut oder getan hat, davon erfährt die Öffentlichkeit meist bei der alle zwei Jahre stattfindenden "Agritechnica" in Hannover oder bei Pressekonferenzen. Der US-Mutterkonzern AGCO investiert aber nicht nur in die Entwicklung neuer Traktoren "made in ", sondern auch in Maschinen und Gebäude für die Entwicklungsabteilung. Jüngstes Beispiel: In ist jetzt eine Versuchshalle speziell für Prototypen fertiggestellt worden. Das Gebäude mit einer Nutzfläche von 1800 Quadratmetern wurde zum Jahresende hin offiziell in Betrieb genommen. Die Kosten beliefen sich auf 2,8 Millionen Euro, berichteten Dr. Heribert Reiter, Fendt-Geschäftsführer Forschung und Entwicklung, und Versuchsleiter Stephan Kraus bei der Vorstellung.
Weit über 220 Millionen Euro gab AGCO für den Bereich Forschung und Entwicklung in Marktoberdorf seit dem Kauf von Fendt Anfang 1997 aus. Fendt sei für den gesamten Konzern das Hightech-Kompetenzzentrum, betont AGCO-Präsident Martin Richenhagen immer wieder. Darüber hinaus investierte AGCO im gleichen Zeitraum in etwa 250 Millionen Euro in Gebäude, Maschinen und Anlagen in Marktoberdorf und Bäumenheim, wo unter anderem die Fahrerkabinen gefertigt werden.
Schon in seiner Rohbauphase hatte das riesige Gebäude, das zwischen Mai und November 2008 nahe der Johann-Georg-Fendt-Straße entstand, den Spitznamen "Mausoleum" weg. Denn auf der Ostseite, also zur Innenstadt hin, besitzt es kein einziges Fenster, das einen Blick in sein Inneres erlauben würde.
Wohl aus gutem Grund: In der Halle stehen zeitweise die "Erlkönige" des Hightech-Traktorenbauers, also Schlepper und andere landwirtschaftliche Fahrzeuge von Morgen.
100 Testfahrzeuge im Einsatz
"Wir haben immerhin derzeit 100 Versuchsfahrzeuge laufen", begründet Geschäftsführer Reiter die Größe der Halle. Die bisherigen räumlichen Möglichkeiten, um an Prototypen und Versuchsfahrzeugen zu arbeiten, waren sehr beengt. Vor allem fehlten Hebebühnen, um zum Beispiel einen 936er Vario oder gar den dreiachsigen, 20 Tonnen schweren Trisix hochzunehmen. Das ist künftig möglich, denn alle Hallensegmente sind mit mehreren Reparatur- und Wartungsplätzen ausgestattet, die jeweils bis zu vier Hebestempel aufweisen. Nach Angaben von Reiter kann jeder dieser Stempel 15 Tonnen hoch hieven.
Diagnose, Service, Reparaturen, Aus- und Einbau von Teilen: Dies und mehr ist in der neuen Halle an Prototypen möglich. Ihre Höhe erlaubt zudem, dass in ihr selbst sehr hohe Erntemaschinen bewegt werden können. Auch für die immer wichtiger werdende Fahrzeugbereiche Abgastechnik und Umweltschutz besitzt das Gebäude die nötigen Anlagen.
Noch nicht eingebaut ist allerdings der neue Multifunktionsprüfstand. Auf diesem können Traktoren und andere Fahrzeuge in allen möglichen Situationen getestet werden. Um im Untergeschoss für dessen Technik Platz zu schaffen, musste eine sieben Meter tiefe Baugrube ausgehoben werden.