Bebauungsplan-Änderung: Naturschützer wütend auf Buddhisten

20. Januar 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Reinhold Zitzelsberger

Will die Religionsgemeinschaft ihr Zentrum im Schutzgebiet ständig erweitern? - Rathaus weist Vorwürfe der BN-Ortsgruppe zurück

Beim Bund Naturschutz (BN) in Immenstadt ist man wütend auf die Buddhismus-Stiftung Diamantweg mit ihrem Europa-Zentrum im ehemaligen Gut Hochreute. Der Zorn trifft auch die Behörden, insbesondere die Stadtverwaltung mit Bürgermeister Armin Schaupp. BN-Vorsitzender Dr. Rolf Grebenstein und sein Vorgänger Dr. Walter Molt vermuten, dass die seit 2007 oberhalb des Alpsees niedergelassene Religionsgemeinschaft nach Salamitaktik ihr Domizil nach und nach erweitern will, obwohl es sich dort um ein Landschaftsschutzgebiet handelt.

Die Behörden ließen alles so laufen, denken sich die Naturschützer. Ihr Argwohn wird genährt durch eine Bebauungsplan-Änderung, die heute, Donnerstag, um 18 Uhr in einer Sitzung des Stadtrats-Bauausschusses abschließend behandelt werden soll. Rathaus-Chef Schaupp weist indes den BN-Verdacht zurück.

Ein kontroverser Schriftwechsel ist in den letzten Wochen zwischen der BN-Ortsgruppe und dem Rathaus geführt worden. Es geht dabei um viele baurechtliche Details im Zusammenhang mit der Buddhismus-Stiftung, die im Sommer zum dritten Male ein großes Meditations-Sommercamp mit annähernd 3000 in Zelten untergebrachten Teilnehmern veranstaltet hatte.

In den Briefen und E-Mails wird um solche Spezialbegriffe wie vorhabenbezogener Bebauungsplan, Durchführungsvertrag, Innenbereich und Innenentwicklung, Aufschüttungen und Abgrabungen, großflächige Terrassierung, Grundflächenzahl und Firsthöhe gerungen.

Als Quintessenz dieser nur Fachleuten geläufigen Sprachregelung lässt sich in einfachen Worten Folgendes zusammenfassen: Der Bund Naturschutz behauptet, dass der geänderte Planentwurf grobe Verfahrensmängel aufweist; und die Stadtverwaltung widerspricht. Alles gehe seinen rechten Gang.

"Die kriegen alles erlaubt, was sonst verboten ist", schimpft BN-Vorsitzender Grebenstein auf die Religionsgemeinschaft. Er fühlt sich von den Buddhisten, die bei ihrem Start vor drei Jahren auf Gut Hochreute auch die Zustimmung von Grebensteins Vereinigung erhielten, "eingewickelt" und mittlerweile "gelinkt". Sein Mitstreiter Molt wirft der Stadt gar vor, "schlampig" gearbeitet zu haben.

"Riesenklotz" als Neubau

Die beiden stört, dass für das Camp angeblich ein Feuchtbiotop und ein Trockenrasen umgegraben werden sollen. Missfallen erregt bei ihnen weiter, dass nunmehr 40 ständige Bewohner untergebracht werden sollen statt bisher 20, wie ursprünglich mitgeteilt. Grebenstein und Molt sind vor allem aber empört darüber, dass das Gut-Ensemble aus der Anfangszeit des 20.

Jahrhunderts durch einen "Riesenklotz" von Meditationsräumen ergänzt werden soll. Die Naturschützer enttäuscht: "Von Buddhisten sollte man eigentlich erwarten, dass sie in Einklang mit der Natur leben."

Bürgermeister Schaupp, seine Bauamtsleiterin Julia Jedelhauser und Baurechts-Referatsleiter Ernst Umseher sind völlig anderer Auffassung als die BN-Ortsgruppe. Den Vorwurf von Salamitaktik und einer ausufernden Planung weisen sie mit Hinweis auf die im Bebauungsplan bereits festgezurrten Einschnitte bei der Geländenutzung zurück. Dies gelte auch für die Baumasse des geplanten Neubaus, heißt es.

Nadja Graf als Pressesprecherin des Buddhismus-Zentrums und Architekt Philipp Leube erklären in einer Stellungnahme, dass mit der jetzigen Änderung das Ende der Planungsphase erreicht sei. Beim angestrebten Neubau soll die Nutzfläche keineswegs erhöht werden. Das neue Gebäude soll sich stattdessen besser in die Landschaft einfügen. Leube: "Die Nutzung wird nicht intensiviert". Im Übrigen bekräftigtNadja Graf: "Wir tun alles dafür, die Natur zu schützen. Das ist dort oben ein Juwel."