Das außergewöhnlich nasskalte Wetter im Mai hat die Heuernte erschwert. Das bestätigen der AZ zwei Bauern, die unter verschiedenen Bedingungen wirtschaften, sowie der Landwirt und BBV-Kreisobmann Alfred Enderle. Der kann sich an solch ein Langzeit-Schlechtwetter im Mai in seinen 38 Lebensjahren nicht erinnern.
BBV-Kreisobmann Alfred Enderle aus Wertach sieht auch in seiner Umgebung die Auswirkungen. "Das meiste Gras steht bei uns noch, nur ein paar Silage-Landwirte haben mit der Heuernte begonnen", sagt der Landwirt. Natürlich freue sich niemand darüber, aber Enderle macht trotzdem Gelassenheit bei seinen Berufskollegen aus: Sie wüssten genau, dass sie mit der Natur arbeiten und mit den Wetter-Kapriolen leben müssen.
Die Trockenheit im April und die Kälte im Mai hätten die Vegatation um zwei Wochen verzögert, so Enderle. Wenigsten laufe man dadurch nicht Gefahr, jetzt im Juni nur noch überständiges und damit weniger energiereiches und eiweißhaltiges Futter zu ernten. Nach Meinung des BBV-Kreisobmanns werden sich nicht nur wegen des angekündigten Schönwetters die Mienen der Landwirte aufhellen.
"Die Nachfrage nach Milchprodukten hat am Weltmarkt stark angezogen. Deshalb rechne ich damit, dass der Milchpreis von derzeit etwa 28 Cent pro Liter bis zum Herbst auf 35 Cent ansteigen wird."
Die Ruhe bewahren
Das Wetter bringt Georg und Sabine Ücker in Rieggis oberhalb von Niedersonthofen nicht so schnell aus der Ruhe. Zum einen verfügen sie mit ihren Vier-Sterne-Ferienwohnungen über ein zweites Standbein und zum anderen haben sie als Mitglied der Futtertrocknungsanlage Maierhöfen Grascobs pressen lassen. Allerdings mähten die Ückers dafür nur einen kleinen Teil der 17 Hektar großen Betriebsfläche. Den Rest wollen sie, allenfalls mit Hilfe des Warmluft-Heubelüfters, ganz "normal" einbringen.
Silage ist für den Emmentaler-Betrieb nicht möglich. Die Familie freut sich aufs voraussichtlich heiße Wochenende. Allerdings: Wegen der Nässe, so befürchtet Georg, werde man gar nicht gleich in die Wiesen reinfahren können. Um das ganze Heu unter Dach und Fach zu bringen und auch wieder junge Weiden für die 16 Milchkühe zu gewinnen, bedarf es schon einer ganzen sommerlichen Woche.
Zum großen Teil fertig mit dem ersten Schnitt ist die Familie Rauh in Oberbühlers bei Lauben. Große ebene Wiesen und ein beachtlicher Maschinenpark kennzeichnen diesen 50-Hektar-Betrieb mit 55 Kühen.
Am schönen Pfingstwochenende haben es Andreas und Andrea Rauh zusammen mit Senior Josef geschafft, im dreifachen Wechsel von Mähen und Einfahren 40 Hektar abzuernten und vier Tiefsilos mit je 200 Kubikmeter Gras zu füllen. "Das waren harte 16-Stunden-Tage für alle. Die restlichen zehn Hektar ohne Silage fürs Jungvieh kriegen wir auch noch rein", sagt Andreas.