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Nasenschilder in Memminger Altstadt erinnern an schaurige und magische Geschichten

MZ-Serie

Nasenschilder in Memminger Altstadt erinnern an schaurige und magische Geschichten

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    Nasenschilder in Memminger Altstadt erinnern an schaurige und magische Geschichten
    Nasenschilder in Memminger Altstadt erinnern an schaurige und magische Geschichten Foto: Helmut Börner

    Nasenschilder, auch Ausleger genannt, sind geschmiedete Kunstwerke. Sie sind weithin sichtbar an Gasthäusern oder Betrieben angebracht. Auch in der Memminger Altstadt gibt es zahlreiche schöne Exemplare. Bürgermeister Helmut Börner und Stadtführerin Sabine Rogg haben nun ein Buch über die Nasenschilder in der Maustadt gemacht. Die Memminger Zeitung stellt Beispiele daraus im Rahmen einer dreiteiligen Serie vor.

    Memmingen 'Tierisch' wird’s im dritten und letzten Teil unserer kleinen Sommerreihe, in der wir durch die Altstadt streifen und den Blick nach oben richten, um auffällige Ausleger zu entdecken. Der heutige Streifzug beginnt in der Fußgängerzone, vor dem Haus Kramerstraße 37. Auch das dortige Nasenschild dient heute 'nur' noch als Erinnerung an längst vergangene Zeiten. Das frühere Traditionsgasthaus Roter Ochsen fand bereits 1503 in der berühmten Memminger Chronik von Christoph Schorer auf schauerliche Art und Weise Erwähnung, wie Stadtführerin Sabine Rogg im Buch 'Nasenschilder' schreibt: Das 'Pfeiferlein', einer der Stadtmusikanten, schlief nach einem Trinkgelage im Roten Ochsen auf einer Bank vor der Wirtschaft seinen Rausch aus.

    Da in jener Zeit in der Maustadt die Pest wütete, sammelten Totengräber nachts die vor die Häuser gelegten Leichen ein. Man ahnt es schon: Sie nahmen auch das schlafende Pfeiferlein mit – und legten es auf dem Kirchhof von Sankt Martin zu den anderen Pesttoten in die Grube.

    Als der Musikant am nächsten Morgen erwachte, begann er nach Leibeskräften zu pfeifen. Die in der Frühmesse Versammelten erschraken sich zu Tode. Drei unerschrockene Männer retteten den Zecher schließlich.

    'Wunderheilmittel'

    Mehr magisch denn schaurig ist die Geschichte, die sich hinter dem Ausleger in unmittelbarer Nachbarschaft des Roten Ochsens verbirgt: Die Einhorn-Apotheke in der Kramerstraße 33 gilt als die älteste Apotheke der Stadt; sie wurde bereits im Jahr 1489 erwähnt. Das namensgebende Einhorn führt die Apotheke nicht nur im Schilde. Man findet es auch auf Fliesen und auf dem Dach. Im Horn des Fabeltiers wähnten die Menschen früher den Karfunkelstein, der alle Krankheiten heilen sollte. Das 'Wunderheilmittel' wurde zeitweilig sogar mit Gold aufgewogen – und das, obwohl es sich dabei lediglich um den Zahn des Narwals handelte, wie wir heute wissen.

    Ins Hier und Heute versetzt uns auch das jüngste Nasenschild der Altstadt. Dieses entdeckt man, wenn man von der Einhorn-Apotheke geradeaus in Richtung Schweizerberg läuft. Das Nasenschild des 'Antiquariats am Stadtbach' ist laut Sabine Rogg das einzige, auf dem das Memminger Stadtwappen zu sehen ist. Dieses wiederum lässt uns weit in die Geschichte der Stadt zurückreisen. Denn das Wappen wird seit 1270 verwendet. Der halbe Reichsadler ist das Symbol für die frühere Reichsfreiheit der Stadt Memmingen.

    Das rote Kreuz daneben ist das Zeichen des Marktfriedens. Erst wenn dieses früher an Markttagen auf einer Stange am Marktplatz aufgestellt war, durften die Händler mit dem Verkauf beginnen.

    Erlös Von jedem verkauften Exemplar gehen fünf Euro an das 'Sprungtuch'. Der ehrenamtlich geführte Verein ist eine ökumenische, überparteiliche und unabhängige Einrichtung, die werdenden Müttern und Familien in schwierigen Situationen hilft. Gekauft werden können die Bücher bei der Memminger Buchhandlung Javurek und bei der Druckerei Lacher in Amendingen.

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