Die Stadt ist seit gestern fest in Narrenhand. Mit vereinten Kräften stürmten die Kaufbeurer Faschingsvereine pünktlich um 11 Uhr 11 das Rathaus und setzten das 'Kaufbeurer Dreigestirn', bestehend aus Oberbürgermeister Stefan Bosse und den beiden Bürgermeistern Gerhard Bucher und Ernst Holy, kurzerhand ab.
Hunderte Bürger verfolgten in der Kaiser Max Straße den Auftritt der drei bayerischen Ministerpräsidenten, dargestellt von Kunstreiter-Präsident und Kabarettist Wolfgang Krebs. Jürgen Richter regelte als 'Hausl' von Aufbruch-Umbruch mit Blaumann und Besen nicht nur den Verkehr vor dem Rathaus, er klärte auch auf, wer heute noch in einen Faschingsverein eintrete.
'Das sind ja bloß Leute, die für die Musik zu blöd sind, für den Sportverein zu fett und für Kolping zu wenig bigottisch sind'. Werner Blind vom Fasnachts-Hoigate und die Saskaler Armee unterstützten Moderator Günther Seydel, der dem Oberbürgermeister ordentlich den Marsch geblasen hat. 'Die schmeissen mit dem Geld herum, das ist es was mich so empört, weil es ja schließlich uns gehört', schimpfte er. 'Beim Eisstadion wird uns gezeigt, wie man hier das Geld vergeigt, beim Kloster sich die Geister scheiden, da wissen manche Räte nicht, was die eigene Satzung spricht', rief er der Stadtspitze zu.
'Wo euer Karneval regiert, ist Vernünftiges noch nicht passiert, eure Kassen sind stets leer, euch schmeckt der Alkohol so sehr', erwiderte Bosse. Der wehrte sich zwar nach Kräften, ihm blieb schlussendlich jedoch nichts anderes übrig, als den goldenen Schlüssel und damit die Geschicke über die Stadt bis Aschermittwoch in die Hände der Rathausstürmer zu legen. Spätestens als es Krapfen für alle gab, hatten die Narren das Volk auf ihrer Seite.
Mehr über den Kaufbeurer Rathaussturm lesen Sie in der Allgäuer Zeitung, Ausgabe Kaufbeuren, vom 13.02.2015. Die Allgäuer Zeitung erhalten Sie im ganzen Allgäu in den AZ Service-Centern im Abonnement oder digital als e-Paper