Biber ist auf Dietmannsrieder FKK-Gelände willkommen Von Markus Raffler Oberallgäu Er ist wieder da, der scheue Geselle mit dem dicken Pelz, dem platten Schwanz und den großen Beißern. Angenagte Bäume, Holzspäne und Schleifspuren haben ihn verraten. Dabei hat sich jener Biber, der jetzt westlich von Reicholzried auftauchte, mit der Haldenmühle kein alltägliches Revier ausgesucht. Denn das idyllische, fast 14 Hektar große Gelände an der Iller ist das Domizil der Familien-Sport-Gemeinschaft (FSG) Allgäu - ein Verein, in dem sich rund 500 Anhänger der Freikörper-Kultur aus ganz Deutschland zusammengeschlossen haben. Nach einem biberlosen Jahrhundert ist der Nager jetzt im Oberallgäu gehörig auf dem Vormarsch: Gerade mal ein halbes Jahr ist es her, seit sich ein Exemplar (möglicherweise sogar dasselbe Tier) im benachbarten Altusried-Biberschwang durch den Auwald der Iller nagte. Und auch am Niedersonthofener See hinterließ er eindeutige Spuren. Udo Hammer aus Sonthofen, Zweiter Vorsitzender der FSG, freut sich über den Mitbewohner des ganzjährig geöffneten Nudisten-Camps. Nager und Nackerte, das beißt sich in seinen Augen keineswegs. Man muss ihn machen lassen, schließlich ist das hier ein Naturschutzgebiet, betont Hammer. Noch dazu, wo das scheue Tier niemand im Verein beeinträchtige.
Schließlich knabbere der Nager nicht an empfindlicher Stelle, sondern im Zulaufbereich eines Badeweihers. Und zur Vereinsphilosophie passe der unbekleidete Gast ebenfalls, ergänzt der Vize lachend. Kein kurzfristiges Gastspiel Der überzeugte Naturalist Hammer glaubt nicht an ein kurzfristiges Gastspiel des Nagers: Erst kürzlich haben wir neue Spuren entdeckt. Ich schätze, der Biber will sich hier richtig niederlassen. Der Verein habe zwar den zuständigen Jäger informiert, der am Illerdurchbruch bei Dietmannsried-Pfosen jüngst auf ähnliche Spuren gestoßen war. Von einer Vertreibung des wasserliebenden Gesellen oder sogar Pärchens will Hammer derzeit jedoch nichts wissen: Wir sind naturverbunden, da stören uns Biber nicht. Wolfgang Haugg, Leiter des Forstamtes Kempten, hält es für durchaus wahrscheinlich, dass der Biber in der Region über kurz oder lang heimisch wird. Deshalb haben wir aber keine Plage zu befürchten. Die Schäden, die der bis zu 30 Kilo schwere Nager in der Land- und Forstwirtschaft anrichtet, stuft Haugg als Problem ein, das man meist in den Griff bekommen kann. Es ist schön, wenn seltene Tierarten in hochbesiedelten Bereichen Fuß fassen, findet Markus Romer, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Kempten. Weil der Biber ein sensibles Biotop mit passender Vegetation brauche, seien seiner Verbreitung im Allgäu jedoch enge Grenzen gesetzt.