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Nachruf: Georg Fürst von Waldburg-Zeil genoss großen Respekt in seiner allgäu-schwäbischen Heimat. Er starb mit 87 Jahren

Trauer

Nachruf: Georg Fürst von Waldburg-Zeil genoss großen Respekt in seiner allgäu-schwäbischen Heimat. Er starb mit 87 Jahren

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    Nachruf: Georg Fürst von Waldburg-Zeil genoss großen Respekt in seiner allgäu-schwäbischen Heimat. Er starb mit 87 Jahren
    Nachruf: Georg Fürst von Waldburg-Zeil genoss großen Respekt in seiner allgäu-schwäbischen Heimat. Er starb mit 87 Jahren Foto: Ralf Lienert

    Respekt und Sympathie. Beides schwang gleichermaßen mit, wenn man im Allgäu und in Oberschwaben kurz und bündig vom 'Fürsten' sprach. Georg Fürst von Waldburg-Zeil, der Mitherausgeber und Mitgesellschafter der Allgäuer Zeitung, war couragiert und standesbewusst, zugleich aber auch äußerst heimatverbunden und bodenständig.

    Wenn die Menschen im nahen Dorf Unterzeil feierten, war er oft mit von der Partie. Und wenn das Geld für das neue Löschfahrzeug nicht reichte oder eine Kapellensanierung anstand, öffnete er ohne viel Federlesens die fürstliche Schatulle. Das hat ihm bei den Menschen in der Region großen Respekt eingebracht. Und das ist einer der Gründe dafür, dass die Nachricht von seinem Tod weit über seine Heimat Leutkirch hinaus bei vielen Bürgern für Betroffenheit gesorgt hat.

    Fürst Georg von Waldburg-Zeil ist in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 87 Jahren auf Schloss Zeil gestorben. Mehr als fünf Jahrzehnte lang lenkte der diplomierte Volkswirt und Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse eines der bedeutendsten Adelshäuser Süddeutschlands. Er hinterlässt seine Ehefrau, Marie Gabrielle Prinzessin von Bayern, sechs Kinder und 21 Enkelkinder.

    "Er war ein überzeugender, ein beeindruckender Vertreter des süddeutschen katholischen Adels", würdigte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer den Verstorbenen gestern. Mit seinem Namen verbunden bleibe die Erinnerung an einen Mann, der eine Vielzahl sozialer, kultureller und kirchlicher Projekte unterstützt hat - sei es mit persönlichem Engagement, sei es mit großzügiger materieller Förderung.

    Georg Fürst von Waldburg-Zeil war nicht nur eine Persönlichkeit mit großer Ausstrahlung, er war auch eine unternehmerische Größe, die seinesgleichen suchte. Er war Verleger und Miteigentümer der Schwäbischen Zeitung in Leutkirch sowie Mitgesellschafter der Allgäuer Zeitung in Kempten. Bereits Anfang der 1960er Jahre hatte er sich als Mitgesellschafter in die Tageszeitung Der Allgäuer eingebracht.

    Ab 1968 trug er zusammen mit den Familien Holland und Scherer (Mediengruppe Pressedruck Augsburg) die publizistische Verantwortung für das fortan als Allgäuer Zeitung erscheinende Blatt. Dabei wurde der am 5. Juni 1928 in Würzburg geborene Fürst früh in die Verantwortung für das Haus Waldburg-Zeil genommen.

    Als sein Vater 1953 bei einem Autounfall ums Leben kam, musste der damals 25-Jährige über Nacht die Führung übernehmen. Wobei es ihm die Familiengeschichte nicht immer leicht machte. Reiht sich unter seine Vorfahren doch auch der Truchsess Georg von Waldburg-Zeil ein, der den Bauernaufstand vor 500 Jahren niedergeschlagen hatte. Auf der anderen Seite war da sein Vater Erich. Er riskierte während der Nazi-Herrschaft als Verleger der Zeitschrift Der gerade Weg sein Leben, um gegen die Hitler-Diktatur anzukämpfen.

    Wirtschaftlich setzte Georg Fürst von Waldburg-Zeil auf ein langsames, aber stetes Wachstum - etwa bei der Waldburg-Zeil-Klinik-Gruppe, die mehr als 3100 Beschäftigte in 14 Einrichtungen zählt. Zum fürstlichen Besitz gehören etwa 10 000 Hektar landwirtschaftliche Flächen mit umfangreichem Forst.

    Beharrlichkeit, Beständigkeit und Zuverlässigkeit waren für den Verstorbenen stets unumstößliche Werte. Die Liebe zu seiner allgäu-schwäbischen Heimat hatte der überzeugte Konservative und Europäer stets offen gelebt. Er mochte die Menschen im Allgäu, respektierte ihre Eigenheiten. Auch privat war der Fürst vielseitig engagiert: kirchlich etwa als Gründungsvorstand und Ehrenvorsitzender des Fördervereins der Abtei Ottobeuren, kulturell als Ehrenpräsident der Bayerischen Benediktiner-Akademie und sportlich als Präsident des Deutschen Aero-Klubs.

    Der Kultur fühlte er sich stets verpflichtet, er förderte viele Einrichtungen auf dem Gebiet der Musik. Der eloquente Adlige, der englisch, französisch und spanisch sprach, hatte das operative Geschäft aller Unternehmen bereits vor längerem seinem Sohn und bisherigen Erbgrafen Erich übertragen. Dieser hat mit dem Tod des Vaters auch alle übrigen fürstlichen Ämter und Pflichten übernommen.

    Jenseits aller Verpflichtungen und der unternehmerischen Verantwortung: Seine Gemahlin, Marie Gabrielle Prinzessin von Bayern, seine sechs Kinder und 21 Enkelkinder besaßen für den verstorbenen Fürsten stets die größte Bedeutung. Er war überzeugt: "In ein großes Schloss gehört das glückliche Geschrei spielender Kinder."

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