Am Wochenende hilft ihr manchmal die Enkeltochter beim Putzen, aber die meiste Arbeit mit ihren Ferienwohnungen hat Gabi Büttner selbst: Sauber machen, Bettwäsche waschen, Betten beziehen - die 67-Jährige hat viel zu tun. "Ich mache das halt, so lange ich noch kann", sagt die Rettenbergerin. Was in einigen Jahren aus den Ferienwohnungen wird, ist unklar: die Tochter und die Söhne hätten kein Interesse daran, die Nachfolge als Vermieter anzutreten.
So wie Gabi Büttner geht es vielen Rettenbergern, die Zimmer oder Wohnungen an Gäste vermieten. Sie sind nicht mehr die Jüngsten und werden bald aufhören - Nachfolger sind nicht in Sicht. Diese Entwicklung sieht auch Gästeamtsleiterin Tanja Oswald mit Sorge. Zwar gebe es dieses Problem nicht nur in Rettenberg, dennoch bestehe Handlungsbedarf, um langfristig sicher zu stellen, dass Touristen in den Ort kommen.
Helga Lindner vermietet seit Jahrzehnten drei Apartments. An Ostern, erzählt sie, dekoriere sie alles hübsch, damit die Gäste sich wohlfühlen. Allerdings: das Haus ist alt und langsam fallen immer mehr Reparaturen an. Die Ferienwohnungen müssen in Schuss gehalten werden, aber großartig investieren wollen die Lindners nicht mehr - denn einen Nachfolger haben auch sie nicht. "So alt wie die Vermieter sind, so alt ist auch die Einrichtung", sagt Helga Lindner.
Einmal habe sie ein junges Paar zu Gast gehabt. "Die haben gesagt, bei uns schauts aus wie bei ihrer Oma", erzählt die Rettenbergerin lachend. Um junge Leute anzulocken, müsste man die Wohnungen aufpeppen, findet sie. Aber das lohne sich nicht mehr.
Noch öfter putzen und warten
Ein weiteres Problem ist, dass viele Touristen nur noch wenige Tage bleiben. Das heißt für die Vermieter: Noch öfter putzen, noch öfter stundenlang auf die Ankunft der Gäste warten. "Man sitzt oft herum und wartet", sagt Lindner. Und das wollten viele junge Leute nicht mehr auf sich nehmen.
Im Gästeamt will man nun einiges tun, um den Vermietern den Rücken zu stärken. Tanja Oswald wird ab Mai alle Vermieter aufsuchen. "Ich will mich in Ruhe mit ihnen unterhalten", sagt die Gästeamtsleiterin. Außerdem bietet die Gemeinde Veranstaltungen zur Weiterbildung an. Ihr ist wichtig, dass sich mehr Betriebe als bisher klassifizieren lassen. Von 191 Betrieben sind nur 45 klassifiziert - " das ist zu wenig", findet Oswald. Denn heutzutage suchten sich viele Gäste ihre Unterkünfte im Internet, und da falle der erste Blick auf die Anzahl der Sterne. "Wir kümmern uns", sagt Oswald. "Aber die Vermieter müssen auch etwas tun."