Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Nach Todesfall wird Kritik an Rettungsdienst laut

Allgäu

Nach Todesfall wird Kritik an Rettungsdienst laut

    • |
    • |

    Leitstelle: Hilfsfrist eingehalten ­ Notarzt kam aus Altusried Kempten (se). Tief betroffen machte die Teilnehmer einer Skigymnastik der plötzliche Zusammenbruch ihres Übungsleiters. Während einer Vorführung hatte der 62-Jährige das Bewusstsein verloren, noch am gleichen Abend verstarb er. Jetzt wurde Kritik laut am Rettungsdienst. Nach Angaben eines Zeugen habe es 20 Minuten gedauert, bis die Sanitäter eintrafen, noch länger habe der Notarzt gebraucht. Dagegen erklärte die Rettungsleitstelle auf Anfrage der AZ, dass die Sanitäter wenige Minuten nach der Alarmierung in der Sporthalle gewesen seien.

    Immer noch 'ganz aufgewühlt' ist Hermann Böhme nach den Vorkommnissen am 9. Oktober. 'Gegen 19.35 Uhr brach unser Übungsleiter zusammen', erinnert sich der Kemptener. Einige Teilnehmer hätten sich sofort um den Mann gekümmert. Er selbst habe mit Sportkameraden über das Telefon in der Halle der Haubenschloß-Schule die Rettungsleitstelle alarmiert.

    Als der Zustand des Übungsleiters immer kritischer wurde, riefen Zeugen erneut die 1 92 22 an. 'Rettungskräfte sind unterwegs', sei jedes Mal erklärt worden. Etwa 20 Minuten habe es gedauert, bis Sanitäter in der Sporthalle eintrafen, und erst nach 20 Uhr sei ein Notarzt dazu gestoßen. 'So lange darf es doch gar nicht dauern, bis Hilfe kommt', wundert sich Böhme. Tatsächlich liegt die so genannte 'Hilfsfrist' bei zwölf Minuten.

    'Die Frist wurde gewahrt', sagt dagegen Walter Güthler, stellvertretender Chef in der Rettungsleitstelle. 'Aber ich kenne das Gefühl: Wenn man an einer Unfallstelle auf Helfer wartet, kommt einem die Zeit immer wie eine Ewigkeit vor', so Güthler.

    Als der Alarm einging, waren Güthler zufolge der reguläre Notarzt sowie ein Rettungsfahrzeug bei einem Einsatz in Sulzbrunn, der zweite Sanka transportierte einen Patienten zum Klinikum. Von dort sei die Besatzung dann aber innerhalb weniger Minuten im Haubenschloß angekommen. Länger brauchte der Arzt, räumt Güthler ein. Weil der Hauptdienst im Einsatz war, verständigte die Leitstelle den 'Hintergrund-Notarzt'. Der kam an diesem Abend aus Altusried.

    Doch nicht nur die Dauer der Anfahrt kritisiert Böhme: 'Uns wurde gesagt, ohne genaue Adresse der Schule könnten keine Helfer los geschickt werden.' In dem Notfallplan beim Telefon der Sporthalle war allerdings keine Anschrift vermerkt. 'Die Haubenschloß-Schule müsste aber doch bekannt sein, meint der 66-Jährige, 'schließlich liegt doch das Rettungs- und Sozialzentrum in der Haubenschloß-Straße, nur einen Katzensprung entfernt.'

    Dessen ungeachtet hält es Böhme für 'bedenklich', dass Schulen nicht bei der Rettungsleitstelle abgespeichert sind. 'Da sind wir dran', erklärt Güthler. Es dauere aber seine Zeit, bis alle öffentlichen Gebäude zwischen Lindau und Buchloe ­ eben im Zuständigkeitsbereich der Rettungsleitstelle ­ im Computer erfasst seien.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden