Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Nach schönem Herbst früher Winter

Stehlings

Nach schönem Herbst früher Winter

    • |
    • |
    Nach schönem Herbst früher Winter
    Nach schönem Herbst früher Winter Foto: markus frobenius

    Bevor Ende Juni die Sonne wiederkam, stöhnten viele Menschen über das kühle Wetter. Doch es war schon schlimmer - etwa 1991 während des Gauschießens in Ebersbach: "Da gab es am 17. Juni Schnee und die Esche war noch unbelaubt. Das war ein viel schlechteres Jahr", erzählt Stefan Huber aus Stehlings. Schon in seiner Kindheit hatte er eine besondere Beziehung zum Wetter entwickelt. Denn der Eggenthaler Weiler liegt auf einem Höhenzug, der Schnee und Stürmen besonders ausgesetzt ist. Für Huber stand deshalb früh fest: "Ich wollte Naturforscher werden."

    Damals hörte er viele Geschichten über das Wetter: In den 1930er Jahren mussten bei Schneefall die Höfe noch Arbeitskräfte - zumeist Knechte - zum Räumen stellen und in den 1960er Jahren seien Tunnel bei großem Schneefall gegraben worden, um die Milch zur Käsküche bringen zu können. "Der Winter war bei uns immer schon ein Thema", erzählt Huber. Denn sein Vater baute Schneepflüge und war genauso wie die umliegenden Landwirte vom Wetter abhängig. "Das sollte man aufschreiben, sagten deshalb ältere Einwohner." Und Huber tat es: Von der Sylvesternacht 1985 stammt seine erste Notiz.

    Seitdem protokolliert er Regen oder Sonnenschein, Wassermenge und Temperatur, Blütenstände oder die erste Mahd. Manchmal steht er nachts auf, um das Wetter zu beobachten, dazu fotografiert er besondere Situationen. Inzwischen ist Huber 39 Jahre alt und beobachtet seit 25 Jahren das Wetter. "Ich mache das privat, aber inoffiziell gibt es schon Anfragen bei mir, wie das Wetter wird."

    Von diesem hat er zur Genüge auf der "Wetterscheide" in Stehlings erlebt. Während in Kaufbeuren oder Mindelheim die weiße Pracht taut, liegt der Eggenthaler Höhenzug meist noch unter einer Schneedecke. Wenn Huber in seiner Kindheit zur spät zur Schule kam, weil der Schulbus wegen des Schnees mal wieder Verspätung hatte, lästerten die Mitschüler über das "Bayerisch-Sibirien" Eggenthal. Und was ringsherum ein heftiger Sturm ist, wächst in den dortigen Weilern zum Unwetter.

    Gutes Wetter eher uninteressant

    Die haben es Huber besonders angetan. Denn: "Gutes Wetter finden viele schön, für mich ist das eher uninteressant." Über die Jahre hat er eine lange Liste der Wetterkapriolen notiert. 1988 etwa sei der schneereichste Winter gewesen. "Da waren im März die Schneewehen fast so groß wie die Häuser." Dagegen hatte der Winter 2005/06 die meisten Schneetage. 1991 erlebte er das Sturmtief "Pallas", als er im Vereinsheim Maibaumschilder bemalte: "Am Abend flackerten die Lichter. Am nächsten Morgen lagen bei uns die Strommasten auf dem Boden." Die schlimmsten Niederschläge zeichnete er im Mai 1999 und vor allem im August 2002 auf: Da habe es zwischen 18.30 und 1.30 Uhr rund 115 Liter pro Quadratmeter und Überschwemmungen in Eggenthal gegeben. Doch am 29. Mai 1999 war auch der heißeste Tag des Jahres gewesen.

    Neben seiner Neugier aus der Kindheit ist er auch durch seinen Beruf als Garten- und Landschaftsbauer am Wetter interessiert. Und neben den eigenen Aufzeichnungen zieht er professionelle Wetterdienste zu Rate, um mit Computerprogrammen das Wetter einzuschätzen. So seien die 1990er Jahre eher schneearm, aber das erste Jahrzehnt in diesem Jahrtausend zumeist schneereich gewesen. "Und der April war früher auch schneereicher." Doch konkrete Aussagen scheut Huber. "Ich kann nur Tendenzen erkennen." Immerhin soll der Juli deutlich schöner als der Juni werden, wenngleich nicht trocken. Dafür sei der Herbst trotz eines großen wohl einmaligen Niederschlags schön und trocken. "Aber es gibt die Gefahr eines frühen Wintereinbruchs", so Huber, der zugibt: "Die Menschen haben vieles im Griff, aber nicht das Wetter."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden