Aus Ascher Bahnhofswirtschaft wurde ein Landgasthaus. Von Katja Egli Buchloe/Asch Am Bahnhof 1 Diese Anschrift passt im wahrsten Sinne des Wortes zum 'Landhaus Blätz' mit seinem Biergarten in Asch. Denn direkt gegenüber des 1978 abgerissenen Bahnhofes war er einst tatsächlich die erste Adresse am Platz für Reisende, Lokführer und Landwirte. Selbst die Großmutter des heutigen Wirts Gottfried Blätz war eigentlich nur auf der Durchreise, verschlief allerdings in den Betten 'beim Blätz', lernte ihren künfigen Mann kennen und blieb schließlich für immer.
Als 'd\'Restauration' sei der Gasthof seit jeher bei 'allen Bahnlern bis nach Augsburg' bekannt gewesen, berichtet Edith Blätz, die heute gemeinsam mit ihrem Sohn Gottfried in der Küche steht. In der fünften Generation bereits bewirtet die Familie in Asch Gäste aus nah und fern. Seit 1880, als Josef Blätz, Ururgroßvater von Gottfried, Hof und Gastwirtschaft aufbaute, ist der Name gleich geblieben.
'Früher war hier eher eine Bierwirtschaft mit einfachen Tagesgerichten', erinnert sich Edith Blätz. 'Es gibt Geschichten von Lokführern, die zu lange bei uns verhockt sind und in der Dampflok erst einmal richtig nachschüren mussten, bevor der Zug weiter fuhr', schmunzelt ihr Sohn. Auf dem Bahnhof zwischen Asch und Leeder wurden früher vor allem Vieh und Holz verladen. 'Die Landwirte haben bei uns gerastet und so mancher hat das gerade beim Viehverkauf Verdiente gleich hiergelassen', erzählen Mutter und Sohn.
Auch Elisabeth Blätz, die Großmutter von Gottfried, machte einst Halt in Asch. Die gebürtige Salzburgerin war im Dienst bei einer Bäckerei in Augsburg, erzählt ihre Schwiegertochter Edith. Von dort wollte Elisabeth nach Schongau fahren, weil sie gehört hatte, die Stadt sei ihrer Heimat ähnlich. 'Und man sagte ihr wohl auch, dass sie in der Restauration rasten soll', schmunzelt Edith Blätz.
'An diesem Abend wurde im Wirtshaus gelacht, gesungen und Musik gemacht', erzählt die Wirtin weiter. Ein junger Mann hat die Salzburgerin in der Nacht mit den Worten, 'Soll ich Sie in der Früh wecken?', verabschiedet. Doch die junge Elisabeth lehnte ab, sie sei das frühe Aufstehen von der Bäckerei her ja gewohnt. Doch dann verschlief sie tatsächlich und der junge Mann verliebte sich in sie. 'Die Betten haben wir heute noch, meine Großmutter meinte immer, darin verschläft jeder', lacht Gottfried Blätz. Nach besagtem Abend übernachtete Elisabeth auf ihren Durchreisen stets im Gasthaus. 'Etliche Male ging es hin und her, bis die beiden schließlich heirateten', erzählt der Enkel das glückliche Ende der romantischen Liebesgeschichte.
Ganz aus der Nähe dagegen stammte seine Mutter. Sein Vater Fritz und sie waren schon gemeinsam in der Schule. Doch lange Zeit sei weder er ihr noch sie ihm aufgefallen, erzählt Edith Blätz. 'Erst mit ungefähr 20 Jahren haben wir uns richtig kennen gelernt.' Damals sagte sich die Tochter eines Leederer Landwirts noch: 'Alles, bloß keine Wirtschaft'. Doch mit den Jahren eignete sie sich das Kochen Stück für Stück selber an und wuchs in den Betrieb hinein. 'Ich wollte aus der Wirtschaft eben ein richtiges Restaurant machen', meint sie heute zufrieden.
Vor etwa 30 Jahren verpachtete die Familie die Landwirtschaft und setzte ihren Schwerpunkt mehr und mehr auf die Gastronomie. Sohn Gottfried besuchte eine Hotelfachschule und übernahm mit 19 Jahren den Landgasthof. Heute hat der 33-Jährige gemeinsam mit seiner Frau vier Kinder.
'Im Biergarten vor dem Haus war es so zugig, dass ich vorschlug, einen Wintergarten zu errichten', beschreibt Edith Blätz die Grundidee zum Um- und Anbau des Gebäudes 1990. Nun steht da, wo früher Lokführer am Haus saßen, ein teilweise verglaster Anbau und der Biergarten musste ein Stück weiter in die Wiese rücken. An schönen Tagen spielen Kinder in dem großen, direkt an die Tische und Stühle angrenzenden Garten Fußball oder füttern die sieben Ziegen im Gehege, während Eltern die 'schwäbisch angehauchten' Gerichte des gelernten Kochs genießen.