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Nach Pleite gibt Toni Knittel wieder Vollgas

Lechtal / Allgäu

Nach Pleite gibt Toni Knittel wieder Vollgas

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    Nach Pleite gibt Toni Knittel wieder Vollgas
    Nach Pleite gibt Toni Knittel wieder Vollgas Foto: matthias becker

    Auf den Triumph folgte die Katastrophe. Im August 2009 hatten die Musical-Beuscher in der Ehrenberg-Arena oberhalb von Reutte (Tirol) Toni Knittel noch zugejubelt. Sein Ritter-Rüdiger-Musical begeisterte Kindern und Eltern gleichermaßen. Als im September abgerechnet wurde, tat sich plötzlich ein riesiges finanzielles Loch auf. Die Außerferner Musical GmbH von Knittel und seinem Partner Matthias Hussl ging pleite. "Ich war total schockiert", sagt Knittel. Acht Kilo hat er in den Wochen danach abgenommen.

    Wer den Liedermacher aus dem Lechtal, der als "Bluatschink" auch im Allgäu bestens bekannt ist, jetzt trifft, erlebt einen verhalten optimistischen Menschen. Gerade hat er mehrere Auftritte im Allgäu absolviert, spielte vor Kindern und für Erwachsene. "Ich befinde mich auf der Toni-Knittel-Rettungstournee - und es läuft gut." Ein leichtes Lächeln begleitet diesen Satz. Und ein Blick, der ahnen lässt, dass die Pleite im vergangenen Herbst ihm gehörig zugesetzt hat.

    "Ich war total blockiert"

    "Eine Watschn" sei das gewesen. Etwas, das aus heiterem Himmel gekommen sei und ihn bis ins Mark erschütterte. "Ich war total blockiert und konnte nichts mehr machen", sagt Knittel. Der Mann, der sonst vor Ideen sprüht und permanent Pläne schmiedet, saß in seinem Studio - und nichts fiel ihm mehr ein.

    Vor allem keine fröhlichen Kinderlieder. Eigentlich hätte er eine neue CD produzieren wollen, die Januar auf den Markt kommen sollte. Doch mehrere Wochen lang ging gar nichts.

    Wie kam es überhaupt zur Insolvenz? "Ich war zu sehr Künstler und zu wenig Geschäftsmann", sagt Knittel. Seine Ritter-Rüdiger-Musicals, die er im Sommer 2007 erstmals auf die Ehrenberg-Bühne brachte, waren von Anfang an ein Erfolg beim Publikum. 2008 gab es eine Wiederholung, 2009 produzierte er eine Nachfolge-Geschichte. Satte 90 Prozent Auslastung - da musste man sich doch keine finanziellen Sorgen machen, oder?

    Hunderttausende Euro Miese

    Das eine oder andere Warnsignal gab es freilich schon. 2009 etwa sind Sponsoren wegen der Finanzkrise abgesprungen. Und auf der Ausgabenseite kam Ungeplantes hinzu: Das zweite Musical im Jahr 2009 wurde aufwändiger gestaltet und geriet damit "exorbitant teurer", wie Knittel einräumt. Aber da ein mehrjähriger Spielbetrieb geplant war, war man optimistisch, die Kosten über diesen längeren Zeitraum auch wieder hereinspielen zu können. Als im September 2009 die Zahlen auf den Tisch kamen, kam auch die böse Überraschung: mehrere hundertausend Euro Miese. Die genaue Zahl will Knittel nicht nennen. Folge: Die Außerferner Muscial GmbH war zahlungsunfähig und musste Insolvenz anmelden. Für eine Rettung des Projektes gelang es Knittel und Hussl nicht, das Land Tirol und die Marktgemeinde Reutte ins Boot zu holen.

    Zwar wurde darüber verhandelt, aber dann zog sich die öffentliche Hand wieder zurück.

    "Das Schlimmste war, dass ich meine Freunde und Bekannte nicht mehr bezahlen konnte", sagt Knittel. Wie weh ihm das tat, merkt man ihm noch heute an. Er musste viele Anfeindungen erleiden. Zwei Freunde hat er ganz verloren. "Die haben mir das nicht verziehen."

    Kreativität als Drogensucht

    Was sein eigenes Vermögen anbetrifft, hatte er bisher Glück im Unglück. Bei einer GmbH ist die Haftung - wie der Name sagt - beschränkt. Sein Haus im 600-Seelen-Dorf Bach, 40 Kilometer flussaufwärts von Reutte gelegen, musste er also nicht verkaufen. Dennoch hat er nun eine Menge Schulden, das räumt er ganz offen ein. Die muss er abstottern. Rund zwei Jahre, so schätzt Knittel, müsse er einen Gutteil seiner Konzert-Einnahmen dafür verwenden.

    Ein Gutes allerdings hatte die Katastrophe. Knittel weiß nun, dass seine Kreativität, die er als eine Art Drogensucht bezeichnet, alleine nicht ausreicht. "Ich darf mich nie mehr auf ein künstlerisches Projekt einlassen, bevor ich dessen wirtschaftliche Basis kenne", erklärt er.

    Aus dem Loch, in das er fiel, hat Knittel inzwischen herausgefunden. Er gebe nun wieder Vollgas, sagt er. Etliche Lieder für die neue CD sind bereits fertig, in den nächsten Wochen wird sie produziert, im Juni soll sie auf den Markt kommen. Und seinen Appetit fand Knittel auch wieder. Die verlorenen acht Kilo hat er wieder drauf.

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