Von Michael Munkler , Bregenz/Oberstdorf/Kempten - 70 Feuerwehrmänner waren gestern Morgen nach einem Föhnsturm im Raum Bregenz/ Dornbirn/Hohenems im Einsatz, um umgestürzte Bäume zu beseitigen. Mehrere Autos wurden demoliert, an Wohnhäusern entstanden ebenfalls Schäden. In Oberstdorf trieb der Föhn die Temperatur auf einen Rekordwert für die letzte November-Dekade (siehe Seite 1). Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1936 war es dort Ende November noch nie so warm wie gestern mit 18,4 Grad. Laut Diplom-Meteorologe Joachim Schug stieß der Föhn bereits am frühen Morgen bis weit auf den Bodensee vor und sorgte in Lindau für 15 und in Friedrichshafen sogar für 17 Grad. Der Oberstdorfer Rekord für Ende November wurde gegen 11 Uhr an der Station des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gemessen. Die Windspitzen betrugen auf den höheren Gipfeln der Allgäuer Alpen rund 100 Stundenkilometer. Wie extrem groß die Schwankungsbreite der Temperaturen im Spätherbst sein kann, zeigt sich bei einem Blick in Statistik der Oberstdorfer Wetterstation: Bisher galt der 22. November 1960 mit 18 Grad als wärmster Tag. Und vor vier Jahren, am 22. November 1998, wurde mit 22,4 Grad unter Null ein extremer Minus-Rekord erzielt.
Wann und ob es bei Föhnwetterlagen zu schweren Stürmen kommt, ist laut Meteorologe Schug nur ganz schwer vorhersehbar. Einer der Faktoren für den Föhn ist der Luftdruck-Unterschied zwischen Nord- und Südseite des Gebirges. Bodennahe Kaltluft, beispielsweise so genannt Kälte-Seen über dem Illertal, können den Föhn-Durchbruch ins Tal bremsen. Und nach Angaben der Meteorologen ist auch die genaue Windrichtung entscheidend. Schon um zehn Grad weiter westlich oder östlich ziehende Winde verhindern, dass der Föhn durch eine bestimmte Talgasse zieht und mit voller Wucht wütet. Als klassische Föhngasse ist das Schweizer Rheintal bekannt. Bei Föhn kann der starke Sturm von Süd nach Nord im Rheintal ungehindert seine Kraft entfalten. Demgegenüber gibt es im Allgäu nur selten verheerende Föhnstürme mit Schäden auch in Tälern. Die Lage der Höhenzüge und die Ausrichtung der Täler am Allgäuer Alpenrand begünstigte die Düsenströmung der Nord-Süd-Stürme nicht, so Schug. Von den angenehmen Temperaturen der Föhnwetterlagen profitiere der Raum zwischen Bodensee und Lech aber häufig. In den nächsten Tagen wird der Föhn mit Ausnahme einer kurzen Phase am Donnerstag kein Thema mehr sein. Laut meteorologischen Computermodellen können sich Wintersportler freuen: Ab Samstag soll es in den Bergen bis 1000 Meter, ab nächstem Dienstag dann bis in die Täler schneien.