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Nach der Beschneidung

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Nach der Beschneidung

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    wird kräftig gefeiert Türkischer Brauch ­ Jungen sind wie Könige gekleidet Kaufbeuren/Mauerstetten (kpm). Die türkische Familie Akpinar hat ein Riesenfest hinter sich. Viele hundert Verwandte, Freunde und Bekannte feierten am Samstag die Beschneidung des sechsjährigen Sohnes Devran. Damit das Kind an diesem großen Tag schmerzfrei ist, wurde die Beschneidung schon vor drei Monaten vorgenommen. Es ist ein religiöser Brauch, den nach wie vor die meisten türkischen Mohammedaner pflegen.

    Wann die Eltern ihre Söhne beschneiden lassen, ist nicht vorgeschrieben. Die Kinder sollten aber nicht älter als zehn Jahre sein, sagt die Mutter von Devran, Yazgül Akpinar. Sie und ihr Mann haben sich entschlossen, diese Zeremonie in Devrans sechstem Lebenjahr vornehmen zu lassen. Längst nicht alle Ärzte machen diesen Eingriff, doch in jeder Stadt finde sich einer, sagt Yazgül Akpinar.

    Die Beschneidung Ende Dezember war eine aufregende Sache für ihr Kind, erinnert sich die Mutter. Natürlich habe Devran Angst davor gehabt ­ und die Mutter hat auch ein wenig mitgelitten. Der Kaufbeurer Arzt hat dann örtlich betäubt, geschnitten, genäht und einen Verband angelegt. Zwei Tage hatte Devran noch Schmerzen, und nach zwei Wochen war der Schnitt ordentlich verheilt.

    Zeliha und Talip Armutcu haben ihre drei Söhne schon vor längerer Zeit in einem Aufwasch beschneiden lassen. Der Kleinste war da gerade zehn Monate alt, der Älteste acht Jahre. Sogar Neugeborene können beschnitten werden, sagt Zeliha Armutcu. Der frühestmögliche Zeitpunkt sei der 40. Tag nach der Geburt, nämlich dann, wenn die Kinder auch getauft werden. Sie und ihr Mann haben einen türkischen Arzt aus Köln kommen lassen. Der habe am einen Tag die Operation vorgenommen und am nächsten Tag nachkontrolliert. Mit dem religiösen Aspekt des Brauchs ist auch ein hygienischer verbunden, sagt Armutcu. Eine Beschneidung fördere die Sauberkeit und damit die Gesundheit. 'Wenn etwas ungesund ist für den Körper, dann stellt das eine Sünde für uns dar.'

    Zur Beschneidung gehört eine Art Pate, türkisch 'Kivra' genannt. Der Brauch will es, dass die Kinder während der Beschneidung auf dem Schoß des Kivra sitzen. Dadurch soll eine besonders innige Beziehung zwischen den beiden entstehen. 'Sie schließen Blutsbrüderschaft', sagt Birgül Ulutas, die Tante von Devran Akpinar.

    Auf Pony ins Gasthaus

    Nachdem Devran sich von der Beschneidung gut erholt hatte, freute er sich nun auf das Fest, das im Mauerstettener 'Sonnenhof' gefeiert wurde. 1000 Einladungskarten waren verschickt worden. Viele hundert Verwandte, Freunde und Bekannte aus ganz Deutschland reisten an. Mit Spannung war der Besuch von Devrans Opa aus Istanbul erwartet worden. Der 60-Jährige finanzierte das Fest für seinen Enkel. Gekleidet mit einem feinen Umhang und schicker Mütze, in der Hand feierlich ein Zepter haltend, ritt er auf einem Haflinger-Pony in den Gasthof ein. Natürlich gab es Geschenke für den 'kleinen König' (Mutter Yazgül Akpinar). Außerdem bekommen die Kinder traditionell Geld angehängt. Vorher wurde Devran in einem geschmückten Auto samt viel Gehupe spazieren gefahren.

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