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Mythos und Faszination zugleich

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Mythos und Faszination zugleich

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    Von unserer Mitarbeiterin Silvia Reich-Recla, Kempten/Immenstadt - Seit vielen Jahren schippert Hannes Blaschke als Reiseveranstalter Triathleten um die halbe Welt: Nach Kanada, Australien oder nach Hawaii zur Weltmeisterschaft. Sich dort einen Startplatz zu sichern, ist für viele Triathleten auch heute noch Ansporn und Ziel zugleich. Hannes Blaschke schaffte es 1985, sich dort als erster Deutscher unter den Besten zu platzieren: Der gebürtige Kemptener wurde damals Vierter. Ein Häuflein vermeintlich Verrückter tat sich 1978 erstmals zusammen, um das Ausdauer-Erlebnis 'Ironman' anzugehen: 3,8 Kilometer im Meer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und im Anschluss noch einen Marathon über 42 Kilometer laufen. Heute ist Triathlon eine Trendsportart. Wer in Hawaii teilnehmen möchte, muss sich dafür qualifizieren. Nur die Besten bekommen einen der 1700 begehrten Startplätze. Die Ausdauersport-Idee ist Vermarktungsschlager geworden. Wer einen Ironman veranstalten möchte, muss eine hohe Lizenzgebühr bezahlen. Auch die Sportler selbst müssen tief in die Tasche greifen. 'Pro Startplatz zahlt man bei einem der fünf europäischen Ausscheidungsrennen für Hawaii rund 300 Euro', weiß Blaschke. Bei den Qualifikationswettkämpfen ist er meist dabei. Nicht als Teilnehmer, aber mit einem kleinen Messestand. 'Hannes Hawaii-Tours' heißt sein florierendes Reiseunternehmen, das längst nicht mehr nur auf die amerikanische Insel führt. Am 6. Dezember geht es beispielsweise auch zum Kurztriathlon ins israelische Eilat.

    Immer eine verrückte Idee Hannes Blaschke ist fast immer als Reiseleiter mit vor Ort. Sein Vorteil: Er kennt die Veranstalter noch aus seiner eigenen Zeit als Spitzensportler. Er war Ende der 70er-Jahre eines der größten Radsporttalente beim RSC Kempten. Beim Allgäu-Triathlon 1986 in Immenstadt sorgte er für Furore, als er zur Belustigung der Zuschauer im Handstand über die Ziellinie lief. Als Sonnyboy ist der heute 43-Jährige, der vor der Verbeamtung als Hauptschullehrer einen anderen beruflichen Weg einschlug, vielen im Gedächtnis. Er ist spontan, immer für eine verrückte Idee zu haben. Auf die Idee, Reisen für Triathleten zu organisieren, brachte ihn ein Freund: German Altenried, Organisator des Allgäu Triathlons in Immenstadt. 'Er gab mir den Anstoß'. Der erste Trip ging mit knapp 40 Leuten Anfang der 90er-Jahre nach Hawaii. Damals hatte der Allgäuer noch keine Ahnung, was Reiseleiter sein bedeutet. 'Ich hab' die Leute an ihren Domizilen abgeladen und gesagt, in zwei Wochen komm' ich wieder, da haben die mich echt ausgebuht.' Heute weiß der Wahl-Immenstädter, dass viel Organisationstalent und Einfühlungsvermögen zum Job als Reiseleiter gehört, Kennenlern-Abende und Ausflugsprogramme sind obligatorisch. Es sei außerdem ein gutes Gefühl, den Sportlern bei der Verwirklichung ihres Traumes behilflich gewesen zu sein.

    Jahrelange Plackerei Einmal den Ironman auf Hawaii schaffen, sei für manche eine jahrelange Plackerei, ein langfristiges Ziel. 'Manche schaffen dieses Vorhaben nie'. Andere wiederum würden ausdauersüchtig werden, ließen ihr Leben nur noch um Triathlon kreisen. Heute gibt es Triathlons, die die zehnfache Ironman-Distanz bieten oder gar die zwanzigfache. 'Aber den Wettbewerb gibt es nur alle zwei Jahre, weil die Teilnehmer eineinhalb Jahre unterwegs sind', lacht Hannes Blaschke, der vor kurzem selbst mal wieder an einem Ironman in Kanada teilgenommen hat. In knapp unter elf Stunden kam er ins Ziel. Diesmal auf beiden Beinen. Und wieder fand er die Erfahrung 'echt cool'. Vor einem Triathlon wisse man nie, ob man die Strapazen durchhalte. 'Es ist aber immer faszinierend, weil man an sein Limit geht und seine Grenzen ausloten kann.' Der Ironman auf Hawaii sei noch immer etwas Spezielles, Mythos und Faszination zugleich -, seit mittlerweile 25 Jahren. Heute, Samstag, ist es wieder so weit. i Das Allgäu ist heuer mit drei Startern beim Hawaii-Triathlon vertreten: Dr. Uli Blockus (RSC Kempten), Wolfgang Liebald (TV Immenstadt) und Swen Sundberg (TSV Obergünzburg).

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