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Mutter-Kind-Haus

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Mutter-Kind-Haus

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    schließt Ende 2000 Für soziale Einrichtung ist in Kaufbeuren kaum Bedarf. Von Birgit Klimke Kaufbeuren Fünf Jahre lang standen im Mutter-Kind-Haus in Kaufbeuren für schwangere Frauen und alleinerziehende Mütter mit kleinen Kindern die Türen offen. Ende dieses Jahres soll die Einrichtung geschlossen werden. 'Der Bedarf ist zu gering', erklärt Gertrud Bliemert-Prestele, die das Mutter-Kind-Haus im Sommer 1995 mit einrichtete und seitdem leitet. 32 Frauen haben dort vorübergehend ein Zuhause und Betreuung gefunden. Wenn am 31. Dezember die Rolläden schließen, wechselt die Sozialpädagogin in die Schwangeren-Beratung.

    Aus Kaufbeuren, dem Ost- und Oberallgäu, Memmingen, Günzburg und Weilheim-Schongau kamen die meist jungen Frauen mit kleinen Kindern, die sich in einer wirtschaftlichen, sozialen oder seelischen Notlage befanden. Im Durchschnitt blieben sie ein bis zwei Jahre, bewohnten eine der sieben Appartements und nahmen an Gruppen- sowie Einzelberatungen teil. Die Frauen wurden meist von den Jugendämtern vermittelt, die auch die Betreuungskosten übernehmen. 1997 war das Haus noch zu 83 Prozent ausgelastet. Doch seitdem gingen die Belegungszahlen immer weiter zurück, berichtet Bliemert-Prestele.

    'Ein natürlicher Prozess'

    Zur Zeit wohnt eine Frau in dem großen Haus, die anderen sechs Wohnungen stehen leer. 'Es ist nicht gerechtfertigt, eine Einrichtung aufrecht zu erhalten, wenn sie von den Frauen nicht angenommen wird', sagt die Leiterin. Schließlich sollte das Mutter-Kind-Haus kostendeckend arbeiten. Zu Beginn waren noch zwei Sozialpädagoginnen für die Betreuung zuständig. Seit 1998 arbeitet Bliemert-Prestele alleine. Enttäuscht oder traurig ist sie über die Schließung nicht. 'Es war ein natürlicher Prozess, der zu erwarten war.'

    Träger der Einrichtung ist der Sozialdienst katholischer Frauen (Sk F) in Augsburg. Weil das Mutter-Kind-Haus dort mit 16 Plätzen Anfang der 90er Jahre stets voll belegt war, habe man den Bedarf auch für Kaufbeuren gesehen, erklärt Vorstandsmitglied Elisabeth Engelhardt. Sie bedauert die bevorstehende Schließung: 'Es ist schmerzlich, dass es so gekommen ist.' Als Grund nennt sie die ländliche Umgebung, in der viele Probleme in den Familien aufgefangen würden. Kaufbeuren sei nun einmal anders strukturiert als eine Stadt wie Augsburg, so Engelhardt. Der Sk F sucht bereits nach einem neuen Mieter aus dem sozialen Bereich.

    Mehr Eigenständigkeit

    Gertrud Bliemert-Prestele sucht die Gründe in anderen Bereichen. So vermutet sie, dass das Angebot der ambulanten Betreuung in den vergangenen Jahren so stark ausgebaut wurde, dass eine stationäre Hilfe nicht mehr nötig ist. Außerdem sei der Wohnungsmarkt heute 'viel entspannter' als vor fünf Jahren. Die jungen Frauen würden danach streben, ihre Eigenständigkeit zu entwickeln. 'Sie suchen sich lieber eine eigene Wohnung, als hier Unterschlupf zu finden.'

    Dennoch sieht die Pädagogin in der Arbeit, die sie in fünf Jahren für 32 Frauen und deren Kinder geleistet hat, einen großen Erfolg. 'Ich denke, jede einzelne hat etwas für sich mitnehmen können', sagt Bliemert-Prestele und meint damit auch sich selbst. Denn das Bild der jungen Frau, die vom Freund zuhause rausgeworfen wurde und hochschwanger mit zwei Plastiktüten ins Mutter-Kind-Haus einzog, wird die künftige Schwangeren-Beraterin so schnell nicht vergessen.

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