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Musikmachen bis zur Erschöpfung: Mittelberger Daniel Mark Eberhard (36) übte wie ein Besessener

Porträt

Musikmachen bis zur Erschöpfung: Mittelberger Daniel Mark Eberhard (36) übte wie ein Besessener

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    Musikmachen bis zur Erschöpfung: Mittelberger Daniel Mark Eberhard (36) übte wie ein Besessener
    Musikmachen bis zur Erschöpfung: Mittelberger Daniel Mark Eberhard (36) übte wie ein Besessener Foto: Herbert Heim

    Vor ein paar Monaten im 'Jazz Point' in Wangen. Chico Freeman, der schwarze Star aus den USA, lässt seine Saxofone sprudeln, dass es eine Freude ist. Begleitet wird er von einem Trio aus Augsburg.

    Am Klavier sitzt ein baumlanger Kerl, blonde Haare, schwarze Designerbrille. Er hat die Ruhe weg. Cool und feinsinnig legt er das harmonische Fundament für den heißen Meistersaxofonisten. Und wenn er ein Solo hat, tut sich eine Welt voller wunderbarer Weisen auf, die verraten, dass da einer nicht nur dem Jazz verpflichtet ist.

    Daniel Mark Eberhard heißt der Mann am Klavier. Man kann ihn gar nicht so oft live spielen sehen. Denn er hat jede Menge andere Verpflichtungen. Eberhard tanzt auf vielen Hochzeiten. Er ist nicht nur Musiker, sondern auch Wissenschaftler und Musikpädagoge. Neuerdings hat er eine weitere Rolle auszufüllen – die des Familienvaters. Sohn Paul ist 17 Monate alt und hält die Eltern gehörig auf Trab.

    Seit vielen Jahren lebt der 36-Jährige in Augsburg. Im Allgäu kennen ihn all jene, die mit ihm zusammen Jazz und Tanzmusik gemacht haben – also eine ganze Menge Leute. Und die Oy-Mittelberger können auch was mit ihm anfangen. Schließlich ist er in Mittelberg aufgewachsen.

    Wie so viele Allgäuer, die als Musiker über die Region hinaus bekannt wurden, hat auch er seine Wurzeln in der Volksmusik. Akkordeon lernte er – ohne Noten, musikantisch also, bei einer feinfühligen und überhaupt nicht leistungsorientierten Lehrerin, wie er sich erinnert. Schon als Zehnjähriger spielte er bei Tanzveranstaltungen des Trachtenvereins 'D’ Mühlbachtaler' auf.

    Barpianist im Hotel

    Mit Zwölf ging es dann in eine andere Richtung. Schuld daran waren Schulfreund Peter und dessen Klavier. 'Der konnte was spielen, was mir fremd war: Blues und Boogie Woogie.' Der Doppelvirus Klavier plus Jazz infizierte Daniel Mark Eberhard und wich nicht mehr aus ihm. Überall, wo ein Klavier stand, spielte er darauf herum. Bald nötigte er die Eltern, ihm ein Instrument zu kaufen.

    Einen Schub erhielt Eberhard mit Fünfzehn. Von da an bis zum Abitur war er Barpianist im Hotel Tannenhof in Oy. Am Samstagabend spielte er fünf Stunden lang zum Candle-Light-Dinner, am Sonntag nochmals fünf Stunden zum Brunch. Wochenende für Wochenende. Daneben hörte er Musik von CDs herunter.

    In diesen Jahren lernte er wie ein Wahnsinniger Jazz, Klassik, Pop, Schlager. Eine große Bandbreite. Er habe sich da voll reingehängt, 'bis zur Selbstaufgabe'. Das Spiel ohne Noten, das er damals betrieb, sei eine tolle Schule. Das sagt der Musikpädagoge Eberhard, der inzwischen an der Universität Augsburg forscht und unterrichtet. 'Das Musikantische vermisse ich bei den heutigen Studenten. Die können nichts aus dem Ohr spielen.'

    Tanzmusik bis zum Abwinken

    Nach dem Abitur studierte Eberhard in Augsburg – erst Philosophie und katholische Theologie, dann Musik und Mathematik fürs Lehramt an der Realschule. An den freien Wochenenden und in den Semesterferien freilich war er zuhause im Allgäu, um weiter seine Leidenschaft auszuleben.

    In diesen Jahren stieg er bei der Goodmen-Bigband von Martin Babel ein. Er machte Tanzmusik bis zum Abwinken. Lernte beim Jazzer Harald Rüschenbaum und dessen Landes-Jugendjazzorchester. Und, und, und.

    Ein musikalischer Tausendsassa. Das ist er bis heute geblieben. Wer schafft es schon, neben seinem Hochschul-Job (mit mehr als 40 Wochenstunden) noch als freischaffender Musiker (zumindest ab und zu) unterwegs zu sein, die Uni-Bigband zu leiten, wissenschaftliche Aufsätze zu recherchieren und zu schreiben und auch noch zu promovieren ('Ursachen von Unterrichtsstörungen im Fach Musik')?

    Seit 2010 hat Eberhard den Doktortitel. Nun habilitiert er. Er möchte Professor werden. Warum auch das? 'Da kann ich noch viel mehr gestalten', antwortet Eberhard. Im zeitlichen Hamsterrad allerdings wird er weiterhin blieben.

    Beim Jubiläumskonzert von 'Babel and the Goodmen' am Sonntag, 28. Oktober, in der Big Box in Kempten wird Eberhard auch am Flügel sitzen und einige Stücke mitspielen.

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