Ein Jahreskonzert einer 800-Seelen-Gemeinde mit 44 Jungmusikern und einer 'Erwachsenen-Kapelle' mit weiteren 50 Musikanten: Mit so einer Veranstaltung wie der in Oberthingau kann so manche Stadtmusik nicht mithalten. Entsprechend gut war die Stimmung in der voll besetzten Mehrzweckhalle.
Taktsicher und melodiös
Die Jungmusiker der 'ROKU'-Kapelle – sie stammen aus Reinhardsried, Oberthingau, Kraftisried und Unterthingau – bewiesen nicht nur, dass die musikalische Zusammenarbeit in der Verwaltungsgemeinschaft funktioniert.
Sie leiteten den Abend vielmehr ein mit drei Werken, die sie mit guter Harmonie, taktsicher und melodiös präsentierten. Klarinettistin Magdalena Rauch sagte die Stücke der zehn- bis 23-jährigen Jungmusiker unter Leitung von Alexandra Spiegel an.
Unter Dirigent Richard Vogler präsentierte sodann die Oberthingauer Erwachsenenkapelle nach dem 'Exodus' als Einleitung eine Ouvertüre von Offenbach, die zur Entwicklung einer eigenständigen Wiener Operette führte: Bei 'den Savojarden' ließen die Musiker Wiener Schmäh durchblitzen.
Schön, wie die Register miteinander sprachen. Bei Friedrich von Flotows Oper 'Last Rose of Summer' wurden die Melodien stimmungsvoll nacheinander von den Registern übernommen. Sie waren immer wieder kraftvoll eingebettet in das Gesamtensemble.
Neben dem klassischen 'Hoch Heidecksburg' kamen im zweiten Teil des Konzertes auch andere Stücke auf das Podium. In Jacob de Haans 'The Saint and the City' erfreuten ausdrucksvolle Tempi-Wechsel die Zuhörer. Besonders die ausdrucksstarken Holzregister brachten dabei ein volles, rundes Klangvolumen in den Saal.
Besonders gefordert waren die Holzbläser auch bei Alfred Bösendorfers 'Norway Impressions'. Diese musikalische Reise wurde mal einfühlsam piano, mal kraftvoll forte gegangen. Das niederösterreichische, an der Donau gelegene Schloss Orth ließen die Musiker vor dem geistigen Auge des Zuhörers erscheinen:
Sie vermittelten den Zauber des im Morgengrauen erwachenden Prunkhauses und spannten den Bogen bis zum geschäftigen Treiben während des Tages mit diesem rhythmisch höchst anspruchsvollen Stück.
Zum Schluss des Programms kehrte die Kapelle mit der Bodensee-Polka von Alexander Pfluger zurück in heimatliche Gefilde. Das Publikum entließ die Musiker erst nach zwei Zugaben.