Es gab Zeiten, da lebte Liviu Jean Manciu aus dem Koffer: Als Promotion-Manager für eine internationale Plattenfirma begleitete er Anfang der 1990er Jahre Stars wie Shirley Bassey oder Sun Ra bei ihren Tourneen durch Deutschland, Italien oder die Benelux-Staaten. "Ein interessantes, aber anstrengendes Leben", erinnert sich Manciu, der 1960 im rumänischen Reschitz geboren wurde und als 17-Jähriger mit seinen Eltern nach Kempten kam. Heute ist er in der Allgäuer Musikszene als vielseitiger Gitarrist bekannt und regelmäßig mit diversen Musikformationen unterwegs.
Als Gitarrist ist Manciu ein klassischer Autodidakt. "Ich habe Platten rauf- und runtergehört und versucht die Sachen nachzuspielen", erinnert sich der 49-Jährige. Jimi Hendrix, Carlos Santana, Ritchie Blackmore, Eric Clapton oder Jimmy Page hießen die Heroen seiner Jugend. "Bei Konzerten habe ich immer den jeweiligen Gitarristen genau auf ihre Finger geschaut." Im Alter von zwölf Jahren hatte er eine Gitarre bekommen. Vier Jahre später gewann er mit seiner ersten Gruppe "Atomic" den ersten Preis eines landesweiten rumänischen Rockbandwettbewerbs.
Und kaum war Manciu in Kempten gründete er hier 1979 die Band "Blues Groove", die sich dem Blues-Rock verschrieben hatte. Dieser Musik ist er über all die Jahre hinweg treu geblieben.
So spielt er mit der Gruppe The Gendrix (mit dem Engländer Paul Alan Gee am Bass und dem Immenstädter Pit Gogl am Schlagzeug) seit über zehn Jahren Blues-Rock-Klassiker und Eigenes. Doch der musikalische Horizont von Liviu Jean Manciu, der den komplexen Rock-Sound von 70er-Jahre-Bands wie Genesis, Pink Floyd, King Crimson, Yes, Emerson, Lake und Palmer schätzt, ist weit. Latin-, Folk- und Bluestitel spielt er beispielsweise im Duo Ritmico (mit Paul Alan Gee oder dem Landsberger Martin Englmeier).
"Electrissimo" heißt ein Musikgrenzen überschreitendes Projekt mit dem Schwangauer Organisten Walter Dolak, bei dem E-Gitarren- und Orgelklänge zusammengeführt werden.
Mit dem Kemptener Pianisten und Keyboardspieler Jean-Michel Boitel bildet er das Duo "Jean & Jean" und spielt Jazz und Blues; mit dem Leutkircher Cajón- und Trommelexperten Peter Krämer hat er sich auf akustische Weltmusik spezialisiert (Manciu-Krämer-Duo). Bekannt (auch durch zwei Alben) ist das Antares Acoustic Trio: Mit dem Kaufbeurer Kontrabassisten Tiny Schmauch und Pit Gogl spielt Manciu hier vor allem instrumentale Eigenkompositionen, die sich zwischen Ethno-Jazz und Weltmusik bewegen. Besonders gern und viel komponiert er im Urlaub. "Da habe ich gute Ideen", erzählt er. Viele Lieder seien beispielsweise auf der Insel Elba entstanden. Musik für die Massen ist nicht die Sache Mancius. "Ich helfe gern mal als Gitarrist bei einer Cover-Band oder bei einer CD-Produktion aus", sagt er.
"Ein schönes Stück zu spielen oder zu komponieren, das bedeutet mir aber mehr als große Kohle."
Bekanntschaft mit Brian May
Ein bis zweimal im Jahr zieht es ihn nach Rumänien, um dort mit seinem (rumänischen) Trio etwa auf dem Jazzfestival Garana vor zigtausenden Fans zu spielen. Bei einem seiner Rumänien-Ausflüge lernte er auch den legendären Queen-Gitarristen Brian May kennen, der eine Foto-Ausstellung über den Queen-Sänger Freddie Mercury eröffnete. "Nicht nur ein begnadeter Gitarrist, sondern auch ein sehr gebildeter und höflicher Mensch", urteilt Manciu über May. "Egal ob Musik, Malerei oder Architektur - was ehrlich und gut ist, das bleibt", glaubt Manciu. Jimi Hendrix gehört für ihn genauso dazu wie Frank Zappa und natürlich die Beatles: "Die haben die beste Pop-Musik gemacht.
So etwas kann man nicht mehr übertrumpfen."
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