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Musical: Vertrieb und Werbung mit Fehlern

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Musical: Vertrieb und Werbung mit Fehlern

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    Kempten/Füssen (dam). - Den Machern des Ludwig-Musicals in Füssen ist es offenbar nur unzureichend gelungen, Bayern- oder Allgäu-Urlauber in das Theater am Forggensee zu locken. Hoteliers, Reisebüros oder Busunternehmen sehen Fehler im Kartenverkauf und Marketing, mangelnde Zusammenarbeit mit Partnern und verfehlte Preispolitik mitverantwortlich für rückgängige Besucherzahlen. Intendant Stephan Barbarino räumte Versäumnisse ein, sprach aber von 'Anfangsfehlern'. Mitte Juli wurde bekannt, dass das Ludwig-Musical in finanziellen Schwierigkeiten stecke, die Auslastung im Schnitt auf etwa 65 Prozent gesunken sei. Tourismusexperten sehen Gründe für den Zuschauerrückgang auch in einer fehlerhaften Bearbeitung des heimischen Marktes. Von der Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen in Füssen enttäuscht zeigt sich etwa einer der Geschäftsführer der Oberstdorf-Event-Agentur, Jürnjakob Reisigl. 'Da gab es viele Reibereien.' Reisigl vertritt 38 Vermieterbetriebe und Hotels in Oberstdorf. Seine Kritik richtet sich vor allem auf den Kartenverkauf. 'Das war weder markt- noch endkundengerecht.' Die Bedürfnisse der Urlauber vor Ort seien nicht berücksichtigt worden. 'Die Gäste möchten sich kurzfristig für einen Musical-Besuch entscheiden.' Dies sei laut Reisigl kaum möglich gewesen. Von mangelnder Zusammenarbeit und zu wenig Dialog zwischen Musical und Hoteliers spricht Dirk Schoppmann, Geschäftsführer des regionalen Hotelverbunds 'Pro Allgäu', in dem 51 Allgäuer Hotels zusammengeschlossen sind. 'Der heimische Markt ist nicht ausreichend bearbeitet worden.' Es sei nicht gelungen, das Potenzial von jährlich 15 Millionen Gäste-Übernachtungen im Allgäu abzuschöpfen.

    Nicht bestätigen ließen sich die Erfahrungen der Oberallgäuer Hoteliers dagegen für den Hotelverbund Königswinkel (64 Hotels in und um Füssen sowie Reutte), sagt deren Vorsitzender Kay Stöger. Er spricht von guter Abstimmung und Zusammenarbeit. Als "nicht zufriedenstellend" beschreibt der Marketingleiter des Münchener Unternehmens "Autobus Oberbayern", Franz Gerstmayr, die Auslastung der "Musical Linie", die fünfmal pro Woche von München nach Füssen fährt. Neben der allgemeinen Tourismusschwäche sieht Gerstmayr mangelnde Musical-Werbung auf Plakaten, in Radio und Zeitung als Grund für die rückläufigen Zahlen. "Unsinnige Verkaufsstrategie" überschrieb die Fachzeitschrift "Fremdenverkehrswirtschaft" im Februar diesen Jahres einen Artikel über das Ludwig-Musical. Anlass war eine Beschwerde des Reisebüro-Inhabers Alexander Huber aus Hindelang. Er bemängelte, dass zu Jahresbeginn auf Online-Kartenreservierungen ein Zuschlag von zehn Euro erhoben wurde und Reisebüros somit "quasi gezwungen wurden", telefonisch zu reservieren. "Ein absoluter Rückschritt", sagt Huber. Mittlerweile ist der Zuschlag für Online-Buchungen wieder zurückgenommen worden. Intendant Stephan Barbarino räumte Versäumnisse bei Vertrieb und Marketing in der Region ein: "Das sind Anfangsfehler, die muss man machen dürfen. Wir arbeiten an Verbesserungen." So solle das System der Kartenreservierung "optimiert" werden. Weil Veranstalter Wochen oder Monate im voraus Kontingente buchen mussten, waren Karten in der Hochsaison kaum kurzfristig erhältlich. Dies soll sich ändern. Neuerungen werde es auch bei der Preisgestaltung geben. Ab nächster Sommersaison sollen Karten an Wochentagen billiger sein als an Wochenenden. Bislang wurde nur zwischen Sommer- und Winterpreisen unterschieden. Barbarino kündigte auch eine engere Zusammenarbeit mit Partnern in der Region an.

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