Von Dirk Ambrosch, Kempten/Füssen - Einen Tag nach der Absetzung von Stephan Barbarino als Intendant des Füssener Ludwig-Musicals mehren sich die Stimmen, die vor einer juristischen Auseinandersetzung warnen. Ein Rechtsstreit zwischen den Musical-Eigentümern und Barbarino gefährde die Zukunft des Musik-Theaters am Forggensee. Vertreter aus Tourismus und Politik sehen in der Ablösung Barbarinos eine Chance für die Rettung des finanziell angeschlagenen Musicals. Stephan Barbarino hatte wie berichtet bereits am Mittwoch juristische Schritte gegen seine Absetzung als Intendant und die Einsetzung einer neuen geschäftsführenden Gesellschaft angekündigt: 'Ich glaube nicht, dass die Entscheidung haltbar ist.' Die Mehrheit der Gesellschafter des Ludwig-Musicals hatte beschlossen, Barbarino von seinen Aufgaben als Intendant zu entbinden und die Geschäftsführung mit sofortiger Wirkung der neu gegründeten 'Ludwig Musical Management Gmb H' zu übertragen. Bislang führte die Ludwig Musical AG mit ihrem Mehrheitsaktionär Stephan Barbarino die Geschäfte. Die Eigentümer waren jedoch mit der Entwicklung des finanziell angeschlagenen Unternehmens unzufrieden, zudem habe die geschäftsführende Gesellschaft eine Reihe von Pflichtverletzungen begangen. 'Die ganze Aktion hat nur ein Ziel: Mein Lebenswerk soll in Frage gestellt werden', kommentierte Barbarino die Entscheidung der Gesellschafter. 'Aber wir werden auch diese Attacke überleben.' Er zweifele an der Gültigkeit des Beschlusses, da ihm die Entscheidung lediglich schriftlich mitgeteilt worden sei. Es habe keine Gesellschafterversammlung stattgefunden. 'Wir werden alles prüfen lassen', sagte Barbarino. Das weitere Vorgehen wollte die Ludwig Musical AG nicht kommentieren. Barbarino hat sich inzwischen auf seine Forsthütte zurückgezogen. Einer möglichen gerichtlichen Auseinandersetzung sieht man bei der niederländischen Treuhandgesellschaft ING Lease 'mit Gelassenheit' entgegen, wie ein Sprecher des Unternehmens sagte. Die ING Lease vertritt die Mehrheit der geldgebenden Gesellschafter. Die Umstrukturierung war - nach Auskunft von Musical-Insidern auch mit Rückendeckung beteiligter Banken - monatelang vorbereitet worden, nachdem die Eigentümer erkannten, dass sie in die Lösung der Finanzkrise nur unzureichend eingebunden waren. Man habe die Entscheidung auch juristisch durchgespielt, sagte ein ING-Sprecher. Zitat Ich halte das alles für den Versuch, an das schönste Grundstück Bayerns zu kommen.
} Stephan Barbarino, Musical-Schöpfer "Der Beschluss ist haltbar. Wir sind da natürlich nicht blind reingelaufen." Derzeit arbeite man daran, "die Geschäftsführung in die Hand zu bekommen." Ein Geschäftsführer für die Ludwig Musical Management Gmb H stehe noch nicht fest. Der von einigen Seiten als möglicher Geschäftsführer ins Gespräch gebrachte Ex-Musical Vorstand, Felix Maria Roehl, sagte: "Ganz unerwartet kommt die ganze Entwicklung nicht für mich". Er könne sich derzeit aber eine Rückkehr und Tätigkeit als Geschäftsführer nicht vorstellen. Auch nach der Ablösung Barbarinos ist die Aufführung des Musicals offenbar nicht gefährdet. Die Rechte an Musik (Franz Hummel), Text (Stephan Barbarino) und Bühnenbild (Heinz Hauser) wurden dem "Accent Musikverlag" übertragen. Dessen Geschäftsführer, Dr. Jost Schindler, sagt: "Barbarino kann die Aufführung des Stückes nicht verhindern." Es bestehe ein Aufführungsvertrag zwischen Ludwig-Musical und Verlag. Barbarinos Urheberrechte als Autor blieben unberührt, solange das Stück "nicht durch Eingriffe amputiert werde" und seien unabhängig von seiner Funktion. Dass Barbarino künstlerischer Beitrag zum Musical weniger sei, als bislang von ihm selbst dargesetellt, hatte Komponist Franz Hummel geäußert: "Von ihm stammt kein einziger Songtext." Zur Ablösung Barbarinos äußerte der Vorsitzende des Tourismusverbandes Allgäu/ Bayerisch Schwaben, Barbarino habe erkennen müssen, "dass Kunst und Wirtschaft zwei Paar Stiefel sind." Von einem Gerichtsstreit halte er nichts. Vor den Folgen einer langwierigen juristischen Auseinandersezung zwischen der Ludwig Musical AG und den Gesellschaftern warnte auch der tourismuspoltische Sprecher im Landtag, Franz Pschierer (CSU): "Da gibt es nur Verlierer". Sinnvoller sei es, den Gesellschaftsbeschluss zu akzeptieren, da er "gute Chancen für die Rettung des Musicals biete". Ähnlich äußerte sich Füssens Bürgermeister Christian Gangl: "Wir brauchen endlich wieder positive Schlagzeilen. Das Musical ist wichtig für unsere Region." Von Unsicherheit geprägt ist dagegen die Stimmung in der Musical-Belegschaft. Ein Mitarbeiter sagte: "Einige sehen nun den Aufbruch zu neuen Ufern, andere bedauern, dass Barbarino abgesetzt wird."